Die Nachricht, dass er den Physik-Nobelpreis verliehen bekommt, überraschte Ferenc Krausz beim Tag der offenen Tür an seinem Forschungsinstitut. Jetzt rennen ihm Gratulanten aus Politik und Wissenschaft die Tür ein. Der österreichisch-ungarische Physiker hatte mit der Ehrung nicht gerechnet: „Ich versuche zu realisieren, dass das Realität ist und kein Traum“, sagte Krausz am Dienstag kurz nach der Preisverkündung.
Mit seiner Forschung habe er es zusammen mit vielen Wissenschaftlern und Teams geschafft, „die schnellsten Vorgänge, die es in der Natur außerhalb des Atomkerns gibt, nämlich die Bewegung der Elektronen, in Echtzeit zu verfolgen“, sagte Krausz im Max-Planck-Institut für Quantenoptik (MPQ) in Garching bei München, wo er als Direktor forscht. „Diese Bewegungen initiieren jegliche molekulare Vorgänge in lebenden Organismen und sind letzten Endes auch für die Entstehung von Krankheiten auf fundamentalster Ebene verantwortlich“, erklärt der frisch gebackene Nobelpreisträger gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Erkenntnisse in diesem Bereich könnten daher für die Medizin wichtig sein.
Anwendung bei Krebsdiagnostik möglich
Es gebe seit drei Jahren ein großes Forschungsprojekt mit 10.000 Menschen zur Erkennung von Krankheiten wie Krebs in frühen Stadien. Sie bekämen regelmäßig Blutproben abgenommen, die mit Infrarot-Laser-Licht durchleuchtet würden - um „daraus weitere Informationen, die uns derzeit die Labormedizin nicht liefern kann, über sich möglicherweise ausbildende Krankheiten in einem früheren Stadium zu gewinnen“. Die ersten Resultate seien vielversprechend, bis zur Anwendung seien aber vermutlich noch fünf bis zehn Jahre nötig.
„Freizeit ist ein knappes Gut“
Seine „spärliche“ Freizeit verbringt Krausz gerne mit Sport und Lesen sowie mit seiner Familie. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. „Da muss man versuchen, irgendwie immer eine Balance zu finden. Die Freizeit ist ein knappes Gut, wenn man in der Forschung tätig ist“, sagte er.
Für einhellige Freude sorgte die Zuerkennung an den Physiker in Kreisen der Politik und Wirtschaft. Bundespräsident Van der Bellen gratulierte Krausz zu seiner „Pionierarbeit der Teilchenforschung und Attosekundenphysik“. Der Nobelpreis sei „eine besondere Ehre für die Wissenschaft in Österreich und Europa.“
„Mit ihm wurde innerhalb von nur zwei Jahren der zweite Wissenschaftler mit Wirkstätte in Österreich mit dem Nobelpreis in Physik ausgezeichnet“, betonte Wissenschafts- und Forschungsminister Martin Polaschek (ÖVP). „Die wissenschaftlichen Glanzleistungen des österreichisch-ungarischen Physikers sind außergewöhnlich und bestätigen einmal mehr die hohe Qualität des österreichischen Wissenschafts- und Forschungsstandorts.“
„Erneut ein großartiger Erfolg“
Über einen „erneuten großartigen Erfolg“ freute sich auch Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). „Im Namen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gratuliere ich unseren Mitgliedern Ferenc Krausz und Anne L‘Huillier herzlich zum Nobelpreis für Physik.“
„Das ganze Institut ist am Feiern“
Die bahnbrechenden Experimente, für die er nun den Physik-Nobelpreis zugesprochen bekam, führte Krausz am Institut für Photonik der Technischen Universität (TU) Wien durch. Dort freut man sich „gigantisch“, so der derzeitige Vorstand des Instituts, Karl Unterrainer. Die Verbindungen mit Krausz seien weiter eng. „Das ganze Institut ist am Feiern“, sagte Unterrainer. Auch in Wien ist man immer noch stark im Feld der Attosekunden-Physik aktiv. „Wir entwickeln diese Technik natürlich weiter“, so der Physiker.
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