„Werden beschimpft“

Morddrohungen nach tödlichen Bissen in OÖ

Oberösterreich
04.10.2023 06:00

Der tragische Fall „Elmo“ sorgt österreichweit nicht nur für Entsetzen, sondern stößt auch die Diskussion um die Hundehaltung in Österreich neuerlich an.

Die tödliche Attacke eines American-Staffordshire-Terriers auf eine 60-jährige Joggerin versetzte nicht nur den beschaulichen Ort Naarn in Oberösterreich in Schockzustand, sondern sorgt weit über die Landesgrenzen hinweg für Schlagzeilen - und wilde Diskussionen. Wie ausführlich berichtet, riss sich Rüde „Elmo“ Montagfrüh von seinem Frauerl los und fiel über Hertha A. her. Die Frau wurde binnen kürzester Zeit zerfleischt, sie starb noch am Unglücksort.

Um die Hundehaltung ist eine neue Debatte entbrannt. (Bild: P. Huber)
Um die Hundehaltung ist eine neue Debatte entbrannt.

Junge Familie wird beschimpft und bedroht
„Es gibt keine Erklärung für das, was passiert ist“, erklärt Martina N. mit zittriger Stimme im „Krone“-Interview. Gemeinsam mit ihrer Frau - sie wurde bei dem fatalen Zwischenfall Montagfrüh ebenfalls verletzt und befindet sich seitdem im Spital - kümmert sie sich nicht nur um den einjährigen Sohn, sondern treibt auch die Hundezucht voran.

Kerzen am Unglücksort in Naarn (Bild: TEAM FOTOKERSCHI / KERSCHBAUMMAYR)
Kerzen am Unglücksort in Naarn

„Elmo“ wurde bereits auf Betreiben seiner Besitzerinnen eingeschläfert, „er war aber immer unauffällig, besuchte die Hundeschule, hatte eine Zuchtzulassung“, so die 36-Jährige, die das Geschehene zutiefst bedauert. Am Dienstag schaute das Jugendamt vorbei, um nach dem Rechten zu sehen.

„Hier geht es nicht mehr“
Der Bub dürfte vorübergehend zu seiner Großmutter übersiedeln, wo er Ruhe hat. N.: „Hier geht es nicht mehr. Wir bekommen Morddrohungen und werden beschimpft.“ In dem Haus leben noch weitere vier Tiere, dazu sieben erst 14 Tage alte Welpen, die eigentlich bereits vergeben waren. Wie es mit ihnen weitergeht, ist unklar.

Daten und Fakten

  • 235 PSI Beißkraft: Mit einer Wucht von mehr als 106 Kilogramm pro Quadratzoll beißt der American-Staffordshire-Terrier zu. Damit ist er aber nicht unter den Top zehn der stärksten Hundekiefer.
  • Pro Jahr kommt es in Österreich zu rund 4000 dokumentierten Bissen, wobei die Statistik lückenhaft - weil nicht einheitlich - ist.
  • Die meisten Bisse gehen auf das Konto des Schäfers. Anders als „Elmo“ und seine Artgenossen gelten Schäfer nicht als Listenhunde.
  • Wer in Wien einen Listenhund (Kampfhund) besitzt, muss eine Hundeführerschein-Prüfung absolvieren. In Niederösterreich und Vorarlberg reicht eine Meldung bei der Behörde. Die Liste ist kurioserweise mal länger, mal kürzer.
  • In Oberösterreich und der Steiermark muss jeder Hundehalter grundsätzlich Sachkunde vorweisen. Diese wird in Kursen erlangt, die zwischen vier und zehn Stunden dauern. In Salzburg ist dies erst notwendig, wenn der Hund „gefährlich“ ist.
  • In Tirol, Kärnten und dem Burgenland gibt es für alle Rassen keine Auflagen - bis das Tier auffällig wird oder jemanden verletzt.

Der Fall zieht nunmehr eine neuerliche Debatte rund um die Züchtung und Haltung von Hunden nach sich. Und einmal mehr steht der Föderalismus am Pranger. Denn Hundehaltung ist Ländersache.

Ermittlungen wegen grob fahrlässiger Tötung
Die Tragödie hat naturgemäß auch ein rechtliches Nachspiel. Gegen die Hundehalterin wird wegen grob fahrlässiger Tötung ermittelt. Zudem stehen Klagen auf zivilrechtlichem Weg ins Haus - Stichwort: Schadenersatz.

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