Am Dienstag in Ankara

Migration, Ukraine & Co.: Nehammer trifft Erdogan

Politik
04.10.2023 09:27

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) trifft am kommenden Dienstag den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara. Bei dem Arbeitsbesuch stünden „wirtschafts- und migrationspolitische Themen sowie aktuelle geopolitische Entwicklungen, insbesondere Russland/Ukraine“, im Fokus, wie eine Sprecherin des Bundeskanzleramts am Mittwoch erklärte.

Die Einladung in die Türkei hatte Erdogan bei einem Telefongespräch mit Nehammer Anfang Juni ausgesprochen. Österreich und die Türkei feiern 100 Jahre diplomatische Beziehungen.

Nehammer mahnte Erdogan nach Wahlsieg
Das Telefonat mit Erdogan, das nach den Wahlen in der Türkei und den teils nationalistischen Siegesfeiern in Wien stattfand, bot dem Kanzler auch die Gelegenheit, Respekt einzumahnen. Er wies gegenüber dem wiedergewählten Präsidenten darauf hin, „dass, wenn türkische Staatsbürger in Österreich auf den Straßen feiern, der Respekt gegenüber dem Gastgeberland nicht verloren gehen darf“, hatte Nehammer berichtet. „Erdogan hat ja da einen gewissen Einfluss.“ Nach den ausgelassenen Feiern am Reumannplatz in Wien-Favoriten hatte die Polizei Ermittlungen wegen des Zeigens des Wolfsgrußes eingeleitet. Wegen des verbotenen Grußes der rechtsextremen „Grauen Wölfe“ gab es auch Anzeigen.

Der türkische Präsident erklärte sich Ende Mai 2023 in Istanbul zum Wahlsieger - in Wien ging es deshalb rund. (Bild: zVg)
Der türkische Präsident erklärte sich Ende Mai 2023 in Istanbul zum Wahlsieger - in Wien ging es deshalb rund.

Israelische Fahne über Bundeskanzleramt erzürnte Türkei
Bilateral war die Stimmung zwischen Wien und Ankara längere Zeit frostig gewesen. Es sind auch deftige Worte gefallen. So „verfluchte“ Erdogan Österreich etwa 2021, als die Bundesregierung unter Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) die israelische Fahne über Bundeskanzleramt und Außenministerium hissen ließ. Der türkische Parlamentspräsident Mustafa Sentop bemerkte im September 2021, dass „neben Fremdenfeindlichkeit auch Türkeifeindlichkeit und Islamophobie fast zu einem festen Bestandteil der österreichischen Politik geworden“ seien.

Weil sich Österreich für den Abbruch der EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei starkgemacht hatte, blockierte das NATO-Land Türkei die NATO-Kooperation des österreichischen Bundesheers seit 2016. Auch bei der Genehmigung für die archäologischen Grabungen in Ephesos, an denen österreichische Archäologen beteiligt sind, gab es immer wieder Probleme von türkischer Seite.

Zusammenarbeit mit NATO „wieder im vollen Umfang möglich“
Unter der Regierung Nehammer begann sich das Verhältnis zu entspannen. Nach zweijähriger Unterbrechung durften österreichische Archäologen ab Mai 2022 wieder in der antiken Stadt Ephesos graben. Im April des Vorjahres stimmte die Türkei einem zwischen Österreich und der NATO ausverhandelten individuellen und maßgeschneiderten Partnerschaftsprogramm für die Jahre 2021 bis 2024 zu. Die Zusammenarbeit zwischen Österreich und der NATO im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden war damit „wieder im vollen Umfang möglich“, wie das Außenministerium erklärte.

Ende Juni 2022 kam es zu einem Treffen zwischen Erdogan und Nehammer. „Wir wollen den begonnenen Weg der Annäherung und den konstruktiven Dialog fortsetzen“, erklärte Nehammer damals nach dem Meinungsaustausch mit Erdogan am Rande eines NATO-Gipfels in Madrid. Die Türkei sei in Sicherheitsfragen und beim Thema illegale Migration ein wichtiger Partner, sagte der Bundeskanzler und erwähnte auch die „Millionen von Flüchtlingen, die sich derzeit in der Türkei aufhalten“.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele