84. Oscar-Verleihung

Hauptrollen-Oscars für Meryl Streep und Jean Dujardin

Kino
27.02.2012 15:20
Niemand ist besser als Meryl Streep: Für ihre Darstellung der britischen Premierministerin Margaret Thatcher in "Die Eiserne Lady" hat die Schauspielerin bei der 84. Oscar-Verleihung den dritten Academy-Award ihrer Karriere bekommen. Als erster Franzose wurde Jean Dujardin für seine Darstellkunst in "The Artist" mit einem Oscar für den besten Hauptdarsteller geehrt. Als bester Film des Jahres wurde der Stummfilm "The Artist" ausgezeichnet.

Der französische Stummfilm von Michel Hazanavicius kam auf insgesamt fünf Oscars. Neben dem besten Hauptdarsteller und der Auszeichnung für den besten Film bekam der Streifen auch die Preise für die beste Regie, die beste Filmmusik und die besten Kostüme. 

Ebenso fünf Oscars ergatterte der mit elf Nominierungen topgesetzte 3D-Film "Hugo Cabret" von Martin Scorsese, allerdings fast ausschließlich in den technischen Kategorien. Altmeister Scorsese musste sich für "Hugo Cabret" mit den Oscars für die beste Kamera, die beste Ausstattung, die besten Spezialeffekte, den besten Ton und den besten Tonschnitt zufriedengeben. Die jeweils sechsfach nominierten Filme "Gefährten" von Steven Spielberg und "Moneyball - Die Kunst zu gewinnen" mit Brad Pitt gingen völlig leer aus.

Dritter Oscar für Streep
Streep, die für ihre beeindruckende Darstellung der britischen Premierministerin Margaret Thatcher in "Die eiserne Lady" ausgezeichnet wurde, hielt ihre bereits dritte Dankesrede auf der Oscar-Bühne. Die Liste an Danksagungen war lang - "weil ich weiß, dass ich nie wieder hier oben stehen werde", so die Schauspielerin, die mit 17 Nominierungen einen absoluten Oscar-Rekord hält. Mit Tränen in den Augen dankte sie ihren "Kollegen und Freunden" im Publikum. "Ich blicke auf euch hinunter und sehe mein Leben vor meinen Augen vorbeiziehen - ich sehe meine alten Freunde, meine neuen Freunde", so Streep. Die Auszeichnung sei zwar eine große Ehre, was aber am meisten zähle, seien "die Freundschaften, die Liebe und die große Freude, die wir beim Filmemachen teilen".

Sie hat bereits einen Hauptrollen-Oscar für "Sophies Entscheidung" sowie einen Nebenrollen-Oscar für "Kramer gegen Kramer" zu Hause stehen. 

Mit seiner Verkörperung des strauchelnden Stummfilmstars George Valentin im schwarz-weißen Stummfilm "The Artist" wurde Dujardin - der "französische George Clooney" - seiner Favoritenrolle gerecht und setzte sich gegen Gary Oldman, Demian Bichir sowie die Hollywoodstars Brad Pitt und George Clooney durch. Bei seiner Dankesrede würdigte Dujardin jene Leinwandlegende, die ihm als Vorbild für seine Rolle des Stummfilmstars George Valentin gedient hatte. "1929 war es nicht Billy Crystal, sondern Douglas Fairbanks, der die erste Oscar-Verleihung moderierte", so Dujardin. "Der Eintritt hat fünf Dollar gekostet und das Ganze hat 15 Minuten gedauert. Die Zeiten ändern sich."

Clooney hatte bereits vor der Verleihung am roten Teppich erahnt, dass es wieder einmal nichts wird mit dem erhofften Oscar. Er sagte zu Reportern, es würde wohl "eine französische Nacht" werden. Eine goldene "Statue" hatte er aber dabei. Seine Freundin Stacy Keibler trug ein goldenes Kleid, das sehr an den Oscar denken ließ.

Plummer ältester Oscarpreisträger
Christopher Plummer ist mit der Trophäe für den besten Nebendarsteller ausgezeichnet worden. Der 82-jährige Schauspieler, der sich in "Beginners" im hohen Alter als homosexuell outet, ist nunmehr der älteste Gewinner in der Geschichte der Academy-Awards. "Du bist nur zwei Jahre älter als ich, Darling, wo warst du mein ganzes Leben lang?", scherzte Plummer mit Blick auf den lang ersehnten Goldjungen in seinen Händen. Seine Dankesrede wurde zur humorvollsten des Abends - aber die plane er immerhin schon seit seiner Geburt.

Mit ein paar Worten in nicht ganz akzentfreiem Deutsch überraschte Hollywoodstar Sandra Bullock. Die US-Schauspielerin und Oscarpreisträgerin kündigte bei der Verlesung der Nominierten für den "Besten fremdsprachigen Film" einen Ausflug ins Chinesische an - "aber mit deutschem Akzent, nachdem meine Mutter (Opernsängerin Helga Meyer, Anm.) in meiner Kindheit Deutsch mit mir gesprochen hat". Nicht auf Chinesisch, sondern auf Deutsch folgte ihre Liebeserklärung an den Film als "gemeinsames Erlebnis, das uns verbindet", "egal in welcher Sprache". Die Trophäe überreichte sie dem iranischen Regisseur Asghar Farhadi für "Nader und Simin - Eine Trennung", der bereits bei der Berlinale vergangenes Jahr triumphierte. 

Spencer beste Nebendarstellerin
Tränen flossen bei Octavia Spencer, die erwartungsgemäß für ihre Darstellung eines schwarzen Dienstmädchens im USA der 60er-Jahre in "The Help" mit einem Oscar als "Beste Nebendarstellerin" prämiert wurde. Die sichtlich überwältigte Schauspielerin musste nach der Verkündung durch Christian Bale von ihren Sitznachbarn gestützt werden und erhielt bei ihrem Weg auf die Bühne stehende Ovationen. Nach unter Tränen gestammelten Dankesworten sehnte sich die 41-Jährige jene berühmte Musik herbei, die Gewinnerreden bei Überlänge unterbricht. "Bitte beendet das, es tut mir leid, ich zucke aus", so Spencer.

Drehbuch-Preis für Clooney-Film
"The Descendants"-Regisseur Alexander Payne gewann in der Kategorie "Bestes adaptiertes Drehbuch". Payne erhielt gemeinsam mit seinen Co-Autoren Nat Faxon und Jim Rash von Angelina Jolie die begehrte Trophäe und dankte "unserer wunderschönen hawaiianischen Blume" Kaui Hart Hemmings, auf deren Roman das Familiendrama basiert. Payne dankte auch seinem Hauptdarsteller George Clooney und "dem Rest des Ensembles, das sich großzügig am Schreiben des Drehbuchs beteiligt hat".

Mit Abwesenheit glänzte indes Woody Allen, dem für "Midnight in Paris" der Oscar für das beste Original-Drehbuch zugesprochen wurde. Es war seine bereits 15. Nominierung allein in der Drehbuch-Kategorie, jedoch hatte er seit 25 Jahren keinen Academy-Award mehr erhalten.

Die von Billy Crystal humorvoll moderierte Gala stand unter dem Motto "Die Gegenwart feiern und auf die glorreiche Vergangenheit zurückschauen". 

Partymarathon bis zum Sonnenaufgang
Nach der Preisverleihung am Sonntagabend war für die Oscar-Stars die Nacht aber noch lange nicht zu Ende. Beim "Governor's Ball" servierte Promikoch Wolfgang Puck diesmal mehr als 50 verschiedene Gerichte. Leckereien wie Hühnerfleischpasteten mit schwarzen Trüffeln, Hummer-Tacos und mit Gold bestäubte Schokoladen-Oscars standen auf dem Edelbuffet. Puck war bereits zum 18. Mal für das Festessen nach der Oscar-Verleihung verantwortlich. 

Gesättigt und happy konnte dann die Tour durch den Partyreigen in Los Angeles begonnen werden. Elton John feierte seine "AIDS Foundation Party" im West Hollywood Park, "Vanity Fair" ließ es im Sunset Tower Hotel krachen, die "Instyle"-Party fand im Boa Steakhouse statt. Im Beverly Hills Hotel ging es bei der "Night of 100 Stars"-Party ab, und Madonna schmiss ein Oscar-Fest in der Villa von Produzent Guy Oseary in den Hollywood Hills.

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