Gegner der beantragten Probebohrung in Molln setzen auf prominente Hilfe: „Wissenschaftler des Jahres“ Franz Essl sieht den Lebensraum im Jaidhaustal gefährdet. Das Energieunternehmen ADX hingegen bezeichnet die Behauptung als „unbewiesen und falsch.“
„Vor 25 Jahren habe ich meine Diplomarbeit über das Jaidhaus-Gebiet geschrieben. Heute ist der Naturschutzwert immer noch genauso hoch.“ Die vom Energieunternehmen ADX beantragte Probebohrung nach Erdgas hätte „unvermeidbare negative Auswirkungen auf hochgefährdete Arten und Lebensräume“ in der besagten Region bei Molln. Dieser Ansicht ist „Wissenschaftler des Jahres“ Franz Essl, Biodiversitätsexperte an der Uni Wien und gebürtiger Linzer.
600 Pflanzenarten in Molln
„Im Gebiet um Molln kommen rund 600 Pflanzenarten vor“, sagt Essl. Das sei ein Drittel aller in Oberösterreich vorkommenden Pflanzenspezies. Der Wissenschaftler hat auch rechtliche Bedenken: Die Region sei von zwei EU-Richtlinien - zur Biodiversität sowie zum Fauna-Flora-Habitat - umfasst, Österreich daher verpflichtet, das Gebiet zu schützen.
Das Jaidhausgebiet ist eines der hochwertigsten und artenreichsten Naturgebiete Oberösterreichs und auch Österreichs.
Franz Essl, Biodiversitätsexperte an der Universität Wien
ADX rechnet mit Genehmigung
Ob in Molln probeweise gebohrt werden darf, entscheidet das derzeit noch laufende Umweltverfahren des Landes. ADX vermutet, wie berichtet, rund 24 Milliarden Kubikmeter Gas unter der Erde, das wäre etwa das Dreifache des österreichischen Jahresverbrauchs. Die Argumente der Projekt-Gegner bezeichnet das Unternehmen als „Falschmeldungen“. Die negativen Auswirkungen auf gefährdete Arten seien „unbewiesen und falsch“.
ADX geht weiter davon aus, dass die Naturschutzbehörde grünes Licht für die Bohrung gibt. „Die Stimmung in Molln ist sehr gut, Bevölkerung und Politik stehen hinter dem Projekt, sonst würden wir dort definitiv nicht nach Erdgas bohren wollen“, sagt ADX-Chef Pauf Fink. Man habe sich zudem freiwillig verpflichtet, für die Tierwelt schonend in den Wintermonaten zu bohren.
Auch Umweltdachverband gegen Bohrung
Sollte es dazu kommen. Denn neben Wissenschaftler Essl hat auch der Umweltdachverband, ein bundesweiter Zusammenschluss mehrerer Vereine, eine Stellungnahme zum laufenden Verfahren abgegeben. Präsident Franz Maier: „Wenn die Bohrung an diesem Standort stattfindet, bräuchten wir gar keinen Naturschutz mehr.“ Sollten die EU-Schutzrichtlinien nicht berücksichtigt werden, will Maier eine etwaige Genehmigung beeinspruchen.
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