20 Jahre Landesrat

Seitinger-Rücktritt: „Es geht einfach nicht mehr“

Steiermark
05.10.2023 18:55

Nach zwanzig Jahren in der steirischen Landesregierung ist Agrar-Landesrat Hans Seitinger am Donnerstag überraschend zurückgetreten. Der Grund: seine Gesundheit. Im „Krone“-Interview spricht er über die Beweggründe und was er sich nun von der Politik wünscht.

Kein anderes Mitglied der Landesregierung war länger im Amt und wohl auch keines verfügte über derartige Beliebtheitswerte - Hans Seitinger war der Inbegriff eines volksnahen Politikers. Mit dem Rücktritt des ÖVP-Agrarlandesrates ging am Donnerstag eine Ära zu Ende. Mit der „Krone“ sprach er über seine Beweggründe.

„Krone“:Herr Landesrat, wann war für Sie der Zeitpunkt zu sagen, jetzt geht es gesundheitlich einfach nicht mehr?
Hans Seitinger: Ich habe am Mittwoch ein sehr intensives Gespräch mit meinen Ärzten gehabt. Und die haben mir gesagt, dass ich eine große Chance habe, wieder gesund zu werden, aber dafür darf es im Moment für mich nur eine Priorität geben und das ist meine Gesundheit. Deshalb war für mich klar: Es geht jetzt nicht mehr.

Wie hat sich die Politik in Ihrer Ära verändert? 
Sie hat sich gewaltig gewandelt. Wenn du früher jemanden ein Versprechen und einen Handschlag darauf gegeben hast, war das ein Vertrag, da musstest nix mehr niederschreiben. Auch der Hausverstand war früher wie ein ungeschriebenes Gesetz. Heute müssen die einfachsten und logischsten Dinge in Gesetze und Rechtsnormen geführt werden, damit sie ja nicht übertreten werden.

Waltraud Klasnic holte Hans Seitinger 2003 in die steirische Landesregierung. (Bild: KRONEN ZEITUNG)
Waltraud Klasnic holte Hans Seitinger 2003 in die steirische Landesregierung.
Auch unter SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves blieb Hans Seitinger Landesrat. (Bild: KRONEN ZEITUNG)
Auch unter SPÖ-Landeshauptmann Franz Voves blieb Hans Seitinger Landesrat.
Alt-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer zählt zu Hans Seitingers engsten Wegbegleitern. (Bild: Land Steiermark)
Alt-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer zählt zu Hans Seitingers engsten Wegbegleitern.
Christopher Drexler bedankte sich am Donnerstag bei Seitinger für seinen jahrelangen Einsatz. (Bild: Land Steiermark)
Christopher Drexler bedankte sich am Donnerstag bei Seitinger für seinen jahrelangen Einsatz.

Sehen Sie die Chance, dass derartige Eigenschaften wieder in die Politik und auch die Gesellschaft einziehen? 
Ich bin in Sorge, dass unsere demokratische Freiheit nicht mehr so gewürdigt wird, wie sie es eigentlich sollte. Dieses Bekenntnis zu Freiheit und Demokratie wieder aufzubauen, ist die wichtigste Aufgabe.

Zur Person

Johann Seitinger wuchs als Sohn einer Bergbauern-Familie auf. Zuerst in der Kommunalpolitik in Frauenberg (heute St. Marein im Mürztal) tätig, war er Ende September 2003 Nachfolger des ebenfalls langjährig amtierenden Agrarlandesrates Erich Pöltl in der Regierung von Waltraud Klasnic geworden. Seitinger verantwortete in seiner langen Karriere unter anderem die Ressorts Landwirtschaft, Wohnbau oder auch Wasserwirtschaft. Der 62-Jährige ist verheiratet mit Anna und hat zwei erwachsene Kinder.

Welchen Rat würden Sie künftigen Politikern geben? 
Dass man sich für entscheidende Fragen wieder mehr Zeit nimmt. Und dass man wieder Begeisterung für ein Engagement in der Politik und anderen Bereichen schafft. Ich war ja selbst bei der Feuerwehr - Menschen zu helfen ist das Schönste überhaupt.

Wer folgt als Landesrat oder -rätin?
An diesem Donnerstag ging in der Steiermark eine politische Ära zu Ende. Bis 16. Oktober wird Hans Seitinger noch im Amt sein, bei der nächsten Landtagssitzung am Tag darauf soll bereits sein Nachfolger angelobt werden.

Aktuell werden drei Kandidaten in der Gerüchteküche hoch gehandelt: Bundesrätin Isabella Kaltenegger, EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer sowie Mauterns Bürgermeister und Nationalrat Andreas Kühberger.

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