„Irgendwo in Sibirien“
Putin-Propagandistin will Atombombe über Russland
Russlands Chefpropagandistin Margarita Simonjan hat die Wut des Kreml auf sich gezogen. Anlass dafür war ihre Aussage im Fernsehen, wonach man „irgendwo über Sibirien“ eine Atombombe abwerfen solle - als „nukleares Ultimatum“ an den Westen.
Immer wieder macht die bekannte Chefredakteurin des russischen Propagandasenders Russia Today mit verstörenden Ansichten von sich reden. Von Diplomatie und Kompromissen hält sie nicht viel. „Die westlichen Länder werden nicht nachgeben, solange sie keine großen Schmerzen verspüren“, zitiert das russische Exilmedium „Meduza“ ihre jüngste Kampfansage.
In der Nacht auf den 1. Oktober sei eine ukrainische Drohne gegenüber jenem Haus niedergegangen, wo sie ihre Kindheit verbracht habe und ihre Verwandten nach wie vor lebten. Alles ziehe immer weitere Kreise - daher sei für die russische Seite ein nukleares Ultimatum immer unvermeidlicher, zeigte sich Simonjan überzeugt.
Rückkehr in „wunderbare Zeit“
„Mir hat einmal eine kluge Person etwas erzählt, worüber ich noch nie nachgedacht hatte. Ich kenne mich ja überhaupt nicht aus, ich bin keine Militärexpertin. Wisst ihr, ich bin ein dummes Weib und verstehe nichts von Fußball. Und da erzählte mir ein Ingenieur: ‚[…] Wenn wir auf unserem Territorium in Hunderten Kilometern Entfernung, irgendwo in Sibirien, eine […] nukleare Explosion durchführen, dann wird auf der Erde nichts passieren. Nichts Schlimmes. Es wird weder ein nuklearer Winter eintreten, vor dem sich alle fürchten, noch wird es eine monströse Strahlung geben, die jeden umbringt […].‘“
Laut Simojan gibt es dann sogar einen Vorteil. Denn dann würde die gesamte Funkelektronik deaktiviert werden und es gebe wieder Schnurtelefone. „Ich sage euch, wir haben [früher] wunderbar gelebt! Ich werde sogar froh sein. Zumindest muss ich meinen Kindern dann nicht mehr erklären, warum jeder Gadgets hat und sie nicht. […] Zumindest diese Last wird von den Schultern fallen.“
Hier die Worte im Original:
Wissenschaftler warnen vor Simonjans Vorschlag
Das Institut für Kernphysik der Russischen Akademie der Wissenschaften gab gegenüber „NGS“ zu bedenken, dass eine thermonukleare Explosion in Wahrheit katastrophale Folgen für Sibirien hätte und Millionen Menschen das Leben kosten könnte.
Kreml distanziert sich mit harten Worten
Auch der russische Machtapparat scheint keinen Gefallen an Simonjans Worten zu finden. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow ließ wissen, dass Russland nach wie vor auf Atomtests verzichte und man nicht vergessen solle, dass die Journalistin in keinem offiziellen Regierungsorgan tätig sei. Ihre Worte spiegelten nicht immer die offizielle Position wider, warnte er. Ein Abgeordneter der Staatsduma riet Simonjan „Meduza“ zufolge sogar, Fragen, bei denen sie laut eigenen Angaben ein „dummes Weib“ sei und sich nicht auskenne, „besser in der Küche zu besprechen“.
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