Mit gesenktem Blick zeigt Johanna Kaipl-Pammer (67, im Bild) in ihr Badezimmer, das sie sich neu fliesen ließ. Auch in die Holzdecke im Wohnzimmer hat sie investiert und dafür auf ihr hart Erspartes zurückgegriffen. Die Pensionistin wollte sich ein gemütliches Zuhause schaffen – um dort in Ruhe alt werden zu können. Doch jetzt ist alles anders gekommen.
"Entweder ich isoliere mich sozial oder ich ziehe aus"
Statt 435 Euro soll sie plötzlich 665 Euro Miete bezahlen – eine Summe, die die ehemalige Büroangestellte nur schwer aufbringen kann. Johanna Kaipl-Pammer: "Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder ich verzichte auf Unternehmungen in der Freizeit und isoliere mich sozial. Oder ich ziehe aus." Und die 67-Jährige ist nicht die Einzige, die in dem Wohnhaus Kainachgasse/Aistgasse in Wien-Floridsdorf vor dieser Entscheidung steht.
Auch Stephanie Pechal-Skorpis (56) und ihre Eltern Johann (79) und Hildegard Leprich bringt die Mietzinserhöhung – pro Haushalt 280 Euro – an ihre Grenzen. "Meine Tochter ist schwer behindert, und mein Vater ist blind. Wir müssen schon lange jeden Cent umdrehen. 280 Euro mehr im Monat sind für uns eine Tragödie."
"Hier haben sich Dramen abgespielt"
Einer, der jedes einzelne Schicksal in der Wohnhausanlage kennt, ist der Floridsdorfer Bezirksrat und Parteiobmann (WiFF - Wir für Floridsdorf) Hans-Jörg Schimanek. Er erzählt: "Nach dem Beschluss von Wiener Wohnen haben sich hier Dramen abgespielt. Eine Frau erlitt aus Schock einen Herzinfarkt, eine andere beging Selbstmord." Der Politiker ist empört, dass die Interessen jener Menschen, von denen viele seit 43 Jahren in dem Wohnhaus leben, von der Stadt ignoriert werden.
Indes heißt es in einer Stellungnahme von Wiener Wohnen lapidar: "Die letzten Jahrzehnte wurde ein zu niedriger Hauptmietzins erhoben. Dadurch konnte zu wenig gespart werden, um die Sanierungskosten abzudecken."
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