Chipkrise, zu wenige Kapazitäten - all das sorgte dafür, dass Fronius den Photovoltaik-Boom zuletzt nicht nutzen konnte. Eigentümerin Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß über Gerüchte, die Übermacht China, Investitionen und Abhängigkeit.
Die Angst vor einem Gas-Stopp aus Russland, die Trendumkehr in Richtung erneuerbare Energien: Das sind alles Faktoren, die in den letzten Monaten einen Photovoltaik-Boom auslösten. Wie sehr konnte Fronius das mit seinen Wechselrichtern ausnutzen? Zu wenig! „Der Aufbau unserer Kapazitäten war noch nicht abgeschlossen“, erklärt Eigentümerin Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß.
Der Wechselrichter ist das Hirn einer PV-Anlage. Dort werden die ganzen Daten gesammelt, gleichzeitig hat er die Intelligenz, den Strom, der erzeugt wird, in eine Batterie zu speichern, einen Verbraucher anzusteuern oder in das Netz zu bringen.
Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, Fronius-Eigentümerin
„Einige sagen, wir seien nicht verfügbar, obwohl das nicht stimmt“
Dazu kam die Chipkrise, die das Familienunternehmen aus Pettenbach enorm traf: „Unsere chinesischen Mitbewerber hatten einen viel besseren Zugang zu den Chips.“ Die Folge: „Die Chinesen haben Europa mit Wechselrichtern überflutet, bei vielen Großhändlern sind jetzt die Lager voll. Einige sagen daher, wir seien nicht verfügbar, obwohl das nicht stimmt.“
Nach einer Investition von 420 Millionen Euro, dank der das Unternehmen ab Jahresanfang 70.000 Wechselrichter pro Monat herstellen kann, Änderungen beim Design, um sich von Chip-Lieferanten unabhängiger zu machen, und 1000 Mitarbeitern, die allein heuer an Bord geholt wurden, gibt sich die Fronius-Chefin kämpferisch und ist fest davon überzeugt, verlorene Marktanteile zurückzuerobern.
„Kritische Infrastruktur“
Dass der „Green Deal“ Europas so stark auf nicht-europäischen Produkten basiert, sieht sie als Problem: „Eine Menge der Photovoltaikanlagen sind Teil der kritischen Infrastruktur. Wenn ich hier aber nur auf Produkte und Komponenten aus China baue, ist da eine große Abhängigkeit. Wechselrichter müssen internetfähig sein. Ist das alles in der Hand einer anderen Wirtschaftsregion, kann das auch von heute auf morgen abgestellt werden. Dann geht das Licht sofort aus.“
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