In der Innenstadtfiliale des Theaters am Werk (vormals Werk X) feierte Cosmea Spellekens „Romeo <3 Julia“ Premiere. Weitaus spannender: Das im alten Meidlinger Kabelwerk Oswaldgasse erstaufgeführte Dorfdrama „Die Verlorenen“ von Ewald Palmetshofer.
„Romeo <3 Julia“
Auf den ersten Blick wurde die Innenstadtfiliale dessen, was bisher Werk X hieß, unter neuer Leitung mühevoll wiedereröffnet: Als wolle man durch Aussetzung professioneller Standards das Theater der Jugend unterlaufen, hat Regisseurin Cosmea Spelleken „Romeo und Julia“ einer pubertären Inhaltsangabe unterzogen. Kommen ein paar Sätze Shakespeare vom Band, mimt das Personal einen Nervenzusammenbruch.
Geflutet mit Homevideos, unterheizt mit Instagram- und Unterhosenerotik, grüßt die Neigungsgruppe Bühnenspiel. Auf den zweiten Blick allerdings ist das Publikum erfreulich jung und findet sich im Gezeigten erkennbar wieder. Auch gelingen authentische Momente der Intimität und des Aufbegehrens. Und sicher wäre Liam Noori ein toller Romeo und Luz Kaufman eine beachtliche Julia. Also: am besten abwarten.
„Die Verlorenen“
So könnte das etwas werden mit dem Theater am Werk, Filiale Meidling: Die Erstaufführung von Ewald Palmetshofers Dorfdrama „Die Verlorenen“ hätte jede unserer großen Bühnen geschmückt. Dort aber vertraut man zweifelhaften Importen und ungelenken Romanbearbeitungen, eine Verschwendung bei dem Aufkommen erstklassiger österreichischer Dramatik. Die Konstellation ist simpel: eine Frau, ihr geschiedener Mann mit neuer Frau, dazu der Sohn aus der ersten Ehe, eingeschlossen im Kerker des Dorfs, dem Lieblingsschauplatz der neuen österreichischen Literatur. Aber welche Sprachkunst! Ein fünfhebiger Jambus lädt sich die Lebensbanalitäten der Verlorenen auf die Flügel, melodisch, elegant, unheimlich komisch.
Regisseurin Maria Sendlhofer verzichtet auf Eskapaden. In Larissa Kramareks stilisierter Holzlandschaft wird die Sache der Sprache vertreten, und die besten Sprecher gewinnen: Birgit Stöger, Jan Thümer und Thomas Frank vor allem aus dem sinnlos guillotinierten früheren Volkstheater-Ensemble. Tadellos auch Thomas Kolle und Johannes Brand. So schnell sind 100 Minuten schon lang nicht mehr vergangen.
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