Reisewarnung aufrecht
Bangen in Israel: „Ein mörderischer Amoklauf“
Die „Krone“ erreichte den gebürtigen Wiener Priester Markus Bugnyar in der Altstadt von Jerusalem: „Wir stehen unentwegt unter Raketenbeschuss.“ Israel-Expertin Danielle Spera bangt um ihre Familie und Freunde. Österreichs Außenministerium hat die Sicherheitsstufe für Israel erhöht.
Markus Bugnyar lebt seit 20 Jahren in Israel. Der gebürtige Wiener Priester ist Rektor des Österreichischen Hospizes in Jerusalem. Er kennt das Heulen der Sirenen, das ohrenbetäubende Pfeifen von fliegenden Raketen. Den Krieg. Doch, das, was sich derzeit im Land abspielt, hat selbst der 48-Jährige noch nicht erlebt. „Wir sitzen hier auf Nadeln“, sagt er im „Krone“-Gespräch.
Massive Militärpräsenz
Mit „wir“ meint er 30 Österreicher, die sich derzeit in der bekannten Pilger-Stätte in der Heiligen Stadt aufhalten – sich im Hospiz verbarrikadieren. Die Straßen in der Altstadt sind leer, die Militärpräsenz massiv. „Wir stehen unentwegt unter Raketenbeschuss.“
Die Angriffe, Propaganda, Gerüchte seien enorm. Und es gebe Aufrufe zu Attentaten in Jerusalem. Bugnyar: „Es ist eine Eskalationsstufe, die ich in dieser Form noch nie erlebt habe. Wenn mir vor zwei Tagen jemand gesagt hätte, dass so etwas passiert, hätte ich es nicht für möglich gehalten.“ Es gibt viele Fragen, die dem Geistlichen nicht aus dem Sinn gehen: Warum müssen hier Menschen sterben, werden regelrecht abgeschlachtet, entführt, gequält? Und: „Wo war der Nachrichtendienst, um diese gezielte tödliche Kommandoaktion zu verhindern?“
Was hier passiert, ist eine neue, nie da gewesene Dimension! Ein absoluter Irrsinn. Das schaut alles nicht gut aus!
Danielle Spera, Executive Director Kultur. Medien. Judentum
Bild: APA/HELMUT FOHRINGER
„Ein absoluter Irrsinn“
Auch Israel-Expertin Danielle Spera hat keine Antworten auf diese Fragen parat. Sie bangt um ihre Familie und ihre Freunde im Land. „Sie sind den Ausnahmezustand gewöhnt. Was hier gerade passiert, ist jedoch ein absoluter Irrsinn. Ich war schon oft in Krisensituationen in Israel, aber das hier hat eine neue, nie da gewesene Dimension. Das schaut nicht gut aus. Jede Familie ist betroffen, da jede und jeder hier mehr oder weniger ein Soldat ist.“
„Das ist ein mörderischer Amoklauf“, sagt Mordechai Rodgold aus Jerusalem, der bis vor wenigen Tagen noch israelischer Botschafter in Österreich war, am Telefon zur „Krone“. „Das sind erbarmungslose Mörder, die morden, um zu morden.“ Alle stünden unter Schock. „Es macht immer ein lautes ,Bumm‘, wenn die Abfangraketen im Himmel über Jerusalem die Hamas-Geschosse zerstören“, erzählt er weiter. Die Familien müssten jetzt zusammenhalten. Seine Frau und er haben Mutter und Schwiegermutter schon zu sich in die Wohnung geholt: „Wir müssen jetzt trotz allem zuversichtlich bleiben. Das Gute wird siegen!“
Außenamt rät von Reisen ab
Angesichts der Angriffe auf Israel hat das Außenministerium die Sicherheitsstufe für das Land erhöht. Für Israel gilt nun ein „hohes Sicherheitsrisiko“, weshalb „von nicht unbedingt notwendigen Reisen“ abgeraten wird. Österreicherinnen und Österreichern, die sich in Israel aufhalten, wird empfohlen „den Anweisungen der israelischen Behörden Folge zu leisten“, hieß es in einer Aussendung des Ministeriums am Samstagabend. Auch eine Registrierung beim Außenministerium wird empfohlen.
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