Vorzeitiger Ausstieg

Bürgermeisterin von Karrösten zieht die Notbremse

Eine mittlerweile entspannte Petra Singer beim Treffen mit der „Krone“.

(Bild: Daum Hubert)

Letztes Jahr im Februar wurde sie noch gefeiert als die erste Bürgermeisterin in der Geschichte des Bezirkes Imst. Diese Geschichte hat allerdings ein vorzeitiges Ende, denn Petra Singer legte ihr Amt als Dorfchefin von Karrösten nieder - nicht nur aus gesundheitlichen Gründen!

Sie war ein gefeierter Star bei den Gemeinderatswahlen 2022: Petra Singer stand mangels Gegenkandidaten schon vor dem Wahltag als Bürgermeisterin von Karrösten fest, die erste Frau in der Geschichte des Bezirkes Imst. Nach eineinhalb Jahren ist diese historische Reise bereits zu Ende, Singer legte am Sonntag ihr Amt zurück.

„Weitere Zusammenarbeit unmöglich“
Was war geschehen? „Die jüngsten Ereignisse rund um die Gemeindeverwaltung haben dazu geführt, dass eine weitere Zusammenarbeit unmöglich ist“, heißt es (gekürzt) in dem Schreiben, das am 29. September verfasst und von allen zehn Gemeinderäten unterzeichnet wurde. Also auch von den Listenkollegen der Bürgermeisterin. Zweck des Schreibens: Eine Sondersitzung zur Selbstauflösung des Gemeinderates mit anschließenden Neuwahlen.

„Plötzlich stand der Vize vor meiner Haustüre“
„Vize Daniel Schöpf stand eines Tages mit drei Oppositionellen vor meiner Tür und überreichte mir dieses Schreiben“, erzählt Singer, „auch nach mehrmaligem Nachfragen hat man mir die Gründe für das Misstrauensvotum nicht genannt“. Man lasse sich auf keine Diskussionen ein, habe Schöpf gesagt. Argumentiert wurde unter anderem mit dem Verlust der langjährigen Amtsleiterin, die mittlerweile gekündigt hatte.

Von uns gibt es vor der nächsten Gemeinderatssitzung kein Statement.

Vize-Bürgermeister Daniel Schöpf

„An meine überstandene Krankheit denkend, habe ich mich entschieden, dass ich mir keinen erneuten Wahlkampf antue“, sagt die Dorfchefin, die auch während des Kampfes gegen den Brustkrebs ihr Amt ausgeübt hatte. Dieses legt sie nun zurück! Die Karröster sind per Postwurf, der auch die wichtigsten umgesetzten Projekte aufzählt, bereits informiert. Als alleinigen Grund für diesen Schritt führt Singer ihre Gesundheit an, doch jeder weiß, dass mehr dahintersteckt.

Was wirft man der Bürgermeisterin konkret vor? „Von uns gibt es vor der nächsten Gemeinderatssitzung kein Statement“, heißt es in einer SMS von Vize-Bürgermeister Schöpf.

„Musste Amtsleiterin eineinhalb Jahre ertragen“
Die Kündigung der Amtsleiterin erscheint zumindest nach außen äußerst gravierend. „Ich habe sie eineinhalb Jahre ertragen müssen und habe um des Friedens willen nichts gesagt“, nimmt Singer Stellung, „der Umgang mit mir war mit Anschreien, Dienstverweigerungen und Toben gespickt. Die Bürger wurden nach täglicher emotionaler Verfassung behandelt. Da habe ich mir erlaubt, als Vorgesetzte mehr Professionalität und einen anderen Stil einzufordern.“

Mehr Professionalität habe sie auch in die Amtsstube des Dorfes bringen wollen, doch dies sei unmöglich. Für Neuerungen sei man nicht bereit. Aber für Neuwahlen wird man bereit sein müssen, denn Singer verzichtet nicht auf ihr Mandat als Gemeinderätin. „Wenn die mich nicht mehr wollen, müssen sie den Gemeinderat auflösen.“

„Werde sicher keine Dreckwäsche waschen“
Sie werde trotzdem nicht im Groll gehen und „sicher keine Dreckwäsche waschen“. Wie es weitergeht, werden die nächsten Wochen zeigen, denn die Gemeindeordnung bietet ein Schlupfloch: Wenn von keiner der beiden Fraktionen ein Wahlvorschlag für den Bürgermeister abgegeben wird, findet die Wahl aus den Reihen der Gemeinderäte statt – mit Petra Singer.