Premiere im Akademietheater für Nino Haratischwilis neues Stück „Phädra in Flammen“, in dem sie den antiken Mythos rund um Phädra, die frustrierte Gattin des alten Königs Theseus, auf übertriebene Weise überschreibt.
Das Beste im Wiener Akademietheater sind die Regieanweisungen vom Band: Eine bedeutende Erzählerin ist die Deutsch-Georgierin Nino Haratischwili ja, doch qualifiziert dieser Status nicht zum Verfassen sprechbarer Dialoge. So gerät die Überschreibung der „Phädra“ des Euripides derart verkrampft, dass sich der pädagogische Nutzen in sein Gegenteil verkehrt.
Die athenische Königin Phädra, Gattin des Theseus, verfällt durch ein Gaukelspiel der Aphrodite ihrem Stiefsohn. Als er sie abweist, verleumdet sie ihn mit Todesfolge und begeht Suizid. Dieses sublime Mythengebilde verwandelt Haratischwili in eine diversitätspolitische Kampfbanalität: Theseus ist ein Hurenbock, seine frustriert dem Klimakterium entgegenharrende Gattin verliebt sich in ihre Schwiegertochter, was im bigotten Athen bestialische Hinrichtung nach sich zieht. Bald unbeholfen archaisierernd, bald mit platten Zoten aktualisierend, überfordert das Resultat die Regisseurin Tina Lanik.
In bizarrer Couture, umzingelt von funktionslosen Statisten in Alien-Adjustierung, unterzieht sich die auratische Sophie von Kessel rätselhaften gymnastischen Übungen. Neben ihr erzielt lediglich Philipp Hauß als Oberpriester eine Art Wiedererkennbarkeit: Ein solch farbloses Ensemble hat man schon lange nicht mehr gesehen.
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