#MeToo-Monolog

Grausames Spiel der Gesetze im Gerichtssaal

Lorena E. Mayer als Anwältin

(Bild: Petra Moser)

„Mein juristischer Instinkt sagt mir: Dieser Fall ist nicht zu gewinnen.“ Trotz dieses Wissens zeigt die junge Strafverteidigerin Tessa ihren Anwaltskollegen an, der sie nach einem romantischen Abend vergewaltigt hatte. Mit dem Stück „Prima Facie“ der britisch-australischen Juristin und Dramatikerin Suzie Miller (Deutsch von Anne Rabe) bringt das Linzer Landestheater einen ebenso sehenswerten wie beklemmenden Beitrag zur #MeToo-Debatte auf die Bühne der Kammerspiele. 

Tessa ist Vollblutanwältin, hat sich aus einfachen Verhältnissen kommend als aufstrebende Spitzenjuristin einen Namen gemacht und liebt das Spiel der Gesetze im Gerichtssaal. Distanz, Parteilosigkeit und das Ausräumen von Zweifel stehen dabei an erster Stelle - bis sie selbst Opfer eines sexuellen Übergriffs wird - und in die viel zitierten Mühlen der Justiz Gerät. 

Peter Wittenberg inszeniert Tessas Monolog mit Vor- und Rückblicken, baut einen Spannungsbogen auf, der vom mitreißenden Plädoyer der Junganwältin für die Justiz bis zum Urteil im Vergewaltigungsprozess reicht. Als seine Protagonistin zum Opfer wird, hält er dem Publikum im wahrsten Sinne des Wortes einen Spiegel vor. Eindrucksvolle Bilder! Florian Parbs steuert das Bühnenbild bei, Marie-Luise-Lichtenthal entwarf die Kostüme.

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Fotos

Das Solo geht an Grenzen
Lorena Emmi Mayer ist eine überzeugende Tessa. Sie reißt die Zuschauer mit ihrer Begeisterung für die Juristerei mit, berührt mit ihrer Verliebtheit in den späteren Täter und macht die Selbstzweifel als Opfer fast körperlich spürbar. Eine 90-minütige, herausragende Leistung. Standing Ovations!

Debatte ist nicht weg
Die österreichische Erstaufführung - das Stück steht in der anlaufenden Saison in Österreich auf weiteren 14 Spielplänen - am Landestheater Linz wurde zu Recht mit heftigem Applaus und Bravo-Rufen gefeiert. Ein sehenswerter Theaterabend, ein wichtiger Beitrag zur #MeToo-Debatte.