Nachdem die Inflation im Euroraum zuletzt wieder im Sinken begriffen war, könnte der Konflikt im Nahen Osten die Lage wieder verschärfen. Hauptverantwortlich dafür könnte der Ölpreis sein - dieser hat am Montag deutlich zugelegt.
Der Nahe Osten ist eine der ölreichsten Regionen der Welt. Kommt es dort zu Spannungen oder Auseinandersetzungen, steigen am Erdölmarkt in aller Regel die Risikoaufschläge. „Wenn der Konflikt den Ölpreis über längere Zeit deutlich in die Höhe treibt, wäre das natürlich ein neuer Aufwärtsschock für die Inflation“, sagte der EZB-Währungshüter, der niederländische Notenbankchef Klaas Knot am Montag.
Sorge, wenn große Staaten eingreifen sollten
Knot erwarte keine dauerhaften Auswirkungen auf den Ölpreis, wenn es weiterhin ein regionaler Konflikt bleibe: „Aber das könnte sich ändern, wenn andere große Staaten in der Region darin verwickelt werden“, fügte das EZB-Ratsmitglied hinzu. In der Region liegt auch die Straße von Hormus, die für den Seetransport von Rohöl eine erhebliche Bedeutung hat.
Bis zu 20 Prozent der Ölversorgung in Gefahr
Anleger versuchten derzeit noch einzuschätzen, welche Auswirkungen die Kämpfe auf die weltweite Ölversorgung hätten, hieß es bei Analysten. Entscheidend sei dabei, ob andere Länder in der wichtigen Ölförderregion in den Konflikt hineingezogen würden. „Wenn Iran auf den Plan tritt, sind bis zu drei Prozent der globalen Ölversorgung in Gefahr“, sagte Energiemarkt-Spezialist Saul Kavonic. „Und wenn sich die Kämpfe auch auf die für den Öltransit wichtige Straße von Hormus ausweiten, dann reden wir von etwa 20 Prozent.“
Die Ölpreise haben am Montag mit deutlichen Aufschlägen auf den schweren Angriff der islamistischen Hamas auf Israel reagiert. In der Spitze kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 89 US-Dollar (84,52 Euro), ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) wurde zeitweise mit mehr als 87 Dollar (82,62 Euro) gehandelt.
Teuerung hat zuletzt wieder abgenommen
Die Inflationsrate im Euroraum war im September deutlich auf 4,3 Prozent zurückgegangen, nach 5,2 Prozent im August. Die Energiepreise sanken dabei gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,7 Prozent. Die EZB hat seit Sommer 2022 im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen bereits zehnmal in Serie angehoben, zuletzt Mitte September um einen viertel Prozentpunkt. Der Leitzins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, liegt inzwischen bei 4,5 Prozent.
Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz beträgt damit nunmehr bei 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Beginn der Währungsunion 1999. EZB-Vizepräsident Luis De Guindos sagte, er gehe davon aus, dass das derzeitige Zinsniveau zur Stabilisierung der Preise beitrage.
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