In dem neuen apostolischen Mahnschreiben „Laudate Deum“ („Lobet Gott“) ruft der Papst die österreichische Regierung zu einer ernsthaften und sachgerechten Handlungsweise in der Klimapolitik auf. Die Klimakrise zeigt wieder mal auf, wie stark die Schere zwischen Verursacher und Betroffenen aufklafft.
Papst Franziskus unterstreiche acht Jahre nach der „epochalen Sozial- und Umweltenzyklika ‚Laudato si‘“ mit dem neuen Schreiben die Dringlichkeit der Situation: „Wie sehr man auch versuchen mag, sie zu leugnen, zu verstecken, zu verhehlen oder zu relativieren, die Anzeichen des Klimawandels sind da und treten immer deutlicher hervor“, wende sich der Papst direkt gegen verschiedene Formen der Leugnung des Klimawandels.
Insgesamt bekräftige der Papst die Grundaussagen aus der Enzyklika „Laudato si’“, vor allem durch seine Kritik an der Idee eines unendlichen und unbegrenzten Wachstums.
Wir müssen uns verpflichten, die Schöpfung als heiliges Geschenk des Schöpfers zu bewahren. Wir müssen den sinnlosen Krieg gegen unser gemeinsames Haus beenden. Denn es liegt an jeder Familie, zu bedenken, dass die Zukunft ihrer Kinder auf dem Spiel steht.
Papst Franziskus
Wobei es ein zentrales und auch weises Anliegen des Oberhaupts der Katholischen Kirche ist, ökologische und soziale Fragen, den Einsatz für die Umwelt und den Einsatz für die Armen, nicht zu trennen.
Vielmehr sollen Schöpfungsbewahrung, Soziales, Frieden und Entwicklung konsequent miteinander verbunden werden.
Scharfe Kritik an Klimaleugner
Für Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, findet Papst Franziskus mit „Laudate Deum“ „deutliche Worte über die Brisanz der Klimakrise“. „Er kritisiert ganz klar die Leugner der Erderwärmung und ihrer Folgen“, betonte die Generalsekretärin in einer Aussendung am Montag.
In seinem Schreiben an die Christen in aller Welt und alle Menschen, die guten Willens sind, gibt es auch ein wichtiges Signal der Zuversicht: Veränderung zum Guten sei möglich“, versichert Wiens Caritas-Direktor Michael Landau, der die überlebenswichtige Botschaft für die „Krone“ analysiert hat.
Der Papst macht aber auch deutlich, dass diejenigen am meisten unter den Folgen der Klimakrise leiden, die diese drohende Apokalypse am wenigsten verursacht haben.
Caritas: „Pro-Kopf-Emissionen der Reichen um ein Vielfaches höher“
Mehr noch: „Wie immer scheinen die Armen schuld zu sein. Aber die Wirklichkeit ist, dass ein kleiner Prozentsatz der Reichsten auf der Erde die Umwelt mehr verschmutzt als die ärmsten 50 Prozent der gesamten Weltbevölkerung und dass die Pro-Kopf-Emissionen der reichsten Länder um ein Vielfaches höher sind als die der ärmsten“, so Landau.
Papst beruft sich auf Wissenschaft
Um keine Zweifel an den Fakten des menschengemachten Klimawandels aufkommen zu lassen, fasst Franziskus in „Laudate Deum“ aber auch gewissenhaft die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Erderhitzung zusammen und folgert, dass "die Natur kein Objekt der Ausbeutung, der ungezügelten Nutzung und unbegrenzter Ambitionen ist.“
Unmissverständlich hält der Heilige (Öko)-Vater aber auch fest, dass der notwendige Übergang weg von fossilen Brennstoffen hin zu sauberen Energiequellen wie Wind- und Solarenergie nicht schnell genug vorangeht und ein Schlüsselelement für die Klimawende ist.
Klimaschützer erhalten christliche Rückendeckung
Ganz klar stellt sich der kirchliche Ökovisionär hinter die Ideale der Klimaschützer und diese selbst: „Hören wir endlich auf mit dem unverantwortlichen Spott gegen jene, die dieses Thema ernst nehmen.“
Denn der menschengemachte Ursprung des Klimawandels könne „nicht mehr bezweifelt werden“. Er räumt ein, dass nicht „jede einzelne Katastrophe automatisch auf den globalen Klimawandel zurückgeführt werden kann. Es ist jedoch nachweisbar, dass bestimmte von der Menschheit verursachte Veränderungen des Klimas die Wahrscheinlichkeit immer häufigerer und intensiverer Extremereignisse deutlich erhöhen.“
COP28 könnte Wendepunkt sein
Als Ausblick nennt er die anberaumte nächste Klima-Konferenz (COP28) in Dubai, die von 30. November bis 12. Dezember stattfinden soll. Dies könnte ein Wendepunkt sein, insofern der Mensch „über seine kleinen Interessen“ hinausgehe und im Großen denke.
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