Das Theater am Werk dramatisiert Barbi Marković’ Roman „Minihorror“, der von Mini und Miki und ihren Abenteuern im städtischen Alltag handelt.
Die Lektüre des Romans kann der amüsante Abend nicht ersetzen, und das ist auch gut so, denn „Minihorror“ sollte unverzüglich erworben und gelesen werden. Barbi Marković, 1980 in Belgrad geboren und seit der Studienzeit in Wien lebend, hat sich die neue Sprache von außen angeeignet, unbehelligt durch Gebrauchsspuren also. Und wie das funkelt! Ihr Werk kreist erwartbar um die Assimilationsbemühungen Zugewanderter. Aber jenseits der lästigen Lamentier- und Schuldzuweisungsroutine, sondern im Zeichen der Anarchie. Die Protagonisten Mini und Miki ersehnen Aufnahme in die mittelständische Bobo-Blase. Aber die ist (wer einen Bobo kennt, wird zustimmen) von Monstern unterwandert.
Klar, dass sich das ironische Wortkunstwerk nicht dramatisieren lässt. Aber eine Art Video-Clip zum Buch gelingt der Regisseurin Asli Kişlal und ihrem Kollektiv diverCITYLAB. Das Gebilde aus Schauspiel, Performance, Pop, Comic, Pantomime, Video und Schattenspiel führt zumindest das albtraumhafte Personal vor. Sechs Mitwirkende, dem Werktitel entsprechend mit Mäuseohren adjustiert, machen uns mit der blonden Körperfresserin Jennifer bekannt, dem tierlieben Hamstermörder, der Killerbabykatze und der Bäckereidynastie aus Teig. Auch das Ikea-Paradoxon wird uns nahegebracht: die vertraglich verpflichtende Montage einer nicht lieferbaren Arbeitsplatte. Eine Spur kürzer könnte man sich halten, aber das Resultat gefällt.
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