Israel-Rückkehrer

„Wusste nicht, ob es einen Bombenanschlag gibt“

Wien
10.10.2023 06:48

Nur wenige Maschinen schafften es seit Ausbruch der Kriegswirren in Israel raus aus den unter Bombenhagel stehenden Städten des Landes. Die „Krone“ empfing einen Flieger, der es nach Österreich geschafft hatte - und dessen internationales Publikum. Teils herrscht bei den Reisenden Erleichterung, auf sicherem Boden zu sein. Anderen wiederum steht das Entsetzen über die schrecklichen Geschehnisse nach wie vor deutlich in die Gesichter geschrieben. 

„LY5183“, erwartet aus Tel Aviv. Wie gebannt blickten zahlreiche Gesichter Montagabend kurz vor 20 Uhr auf die Anzeigetafel der Ankunftshalle am Flughafen Wien-Schwechat. Es war eines der ganz wenigen Flugzeuge, die in jenen Tagen, seit in Israel Samstagmorgen der Krieg mit der palästinensischen Hamas begann, einen europäischen Flughafen ansteuerten. Auch die „Krone“ machte sich auf den Weg zum Flughafen, um rückkehrende Israel-Urlauber und im Land lebende Flüchtende zu empfangen. Um Punkt 19:48 setzte die Boeing 737 der größten israelischen Fluglinie, „El Al“, am Rollfeld auf. Mit einer bunt durch gewürfelten Passagierliste aus aller Herren Länder. 

Trotz ihrer traumatischen Erlebnisse wirkt die amerikanische Freiwillige Sigal nach ihrer Rückkehr gefasst. (Bild: Zwefo)
Trotz ihrer traumatischen Erlebnisse wirkt die amerikanische Freiwillige Sigal nach ihrer Rückkehr gefasst.

Amerikanerin wurde auf Campingplatz überrascht
Eine der Ersten, die niederösterreichischen Boden in Schwechat betrat, war die 18-jährige Kalifornierin Sigal. Seit eineinhalb Monaten sei sie in Tel Aviv gewesen, um als Freiwillige in einem Spital zu arbeiten. Am Freitag sei sie zum Campen mit Freunden in den Norden des Landes gefahren, erzählt die junge Amerikanerin. Als sie aufwachte, war niemand mehr da. „Beängstigend“ sei es gewesen, als sie bei entfernten Bekannten im Bombenkeller untergebracht oder auf den Straßen nach Tel Aviv Helikopter und Raketen hörte und von Sicherheitskräften und Soldaten aufgehalten wurde. Nun sei sie froh, zumindest in Europa zu sein. „Ich würde gern wieder zurückgehen, aber ich denke, dass sich die Lage lange nicht beruhigen wird“, so Sigal. Vor Ort habe sie all ihre Habseligkeiten zurücklassen müssen. 

Johanna aus Leipzig verschlief die ersten Bombensirenen am Strand. (Bild: Zwefo)
Johanna aus Leipzig verschlief die ersten Bombensirenen am Strand.

„Habe den Kriegsbeginn am Strand verschlafen“
Johanna aus Leipzig verschlief den Kriegsbeginn im wahrsten Sinne des Wortes. Sie sei zwei Monate durch Israel gewandert, alles sei „friedlich“ gewesen. Die Nacht von Freitag auf Samstag - übrigens auch geplant ihre letzte Nacht in Israel - verbrachte sie unter sternenklarem Himmel am Strand von Tel Aviv. Wo sie in den Morgenstunden von Rettungsschwimmern mit Kaffee in der Hand gewarnt wurde - es ist Krieg! „Es war gruselig“, schildert sie die Szenen, die sich auf ihrem Weg zum Flughafen abspielten. Da ihr Flug gestrichen wurde, entschied sie sich für die Reise nach Österreich. Nun habe sie drei Nächte nicht geschlafen und freue sich auf ein warmes Bett in Wien. 

Gebannte Blicke ruhten auf der Anzeigetafel in der Abflughalle. Angehörige warteten darauf, ihre Liebsten in die Arme nehmen zu können. (Bild: Zwefo)
Gebannte Blicke ruhten auf der Anzeigetafel in der Abflughalle. Angehörige warteten darauf, ihre Liebsten in die Arme nehmen zu können.

Alarm am Handy, Schreie am Flughafen
Wie nah Gelassenheit und blankes Entsetzen beieinander liegen können, zeigt das Gespräch mit der Italienerin Simonetta. Sie bricht in Tränen aus, als sie der „Krone“ ihre Urlaubsgeschichte erzählt. Vor dem Eingang des Flughafens in Tel Aviv schrie man plötzlich, dass sich alle auf den Boden liegen müssen. „Ich wusste nicht, ob es einen Bombenanschlag gibt“, spricht die Südeuropäerin mit gebrochener Stimme über die schrecklichen Erlebnisse. Auch Michelle aus den USA musste bangen. Am Flughafen habe sie in den Bombenkeller gehen müssen. Im Flugzeug sitzend, bekam sie dann Alarmmeldungen aufs Handy, dass Raketen am Weg sind. „Ich dachte mir nur, das ist jetzt die Realität und das macht mich unendlich traurig.“

Michelle aus den USA besuchte ihre Familie und Freunde. Und hofft nun, dass sie alle überleben. (Bild: Zwefo)
Michelle aus den USA besuchte ihre Familie und Freunde. Und hofft nun, dass sie alle überleben.

Andere Airlines mussten alle Flüge streichen
Kurz nach Mitternacht landete dann auch noch ein zweiter „El Al“-Flieger mit mehr als vier Stunden Verspätung in Schwechat, während die anderen Airliner wie Austrian Airlines, Wizz Air und Ryanair sämtliche Flüge aus dem Programm nehmen mussten. Für wie lange Zeit, ist noch unklar. Indes verharren auch noch immer mehrere tausend Österreicher im Heiligen Land. Im Außenamt arbeitet eine Heerschar an Beamten und Diplomaten daran, ihnen Wege aus dem Krieg zu weisen. 

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