Die Justiz hat einen fixen und wichtigen Platz in der „Krone“ - wir berichten fast täglich über Prozesse, Anklagen und Ermittlungen. Kärntens Landesgerichtspräsident Bernd Lutschounig gibt für uns Einblicke über vier Jahrzehnte Justizgeschichte - und Ausblicke auf die nächsten Herausforderungen.
Als die „Kärntner Krone“ 1983 erstmals erschien, hatte Bernd Lutschounig gerade nach dem Jusstudium als Richteramtsanwärter am Landesgericht Klagenfurt begonnen - heute ist er Präsident des Hauses und erinnert sich für und gemeinsam mit uns an 40 Jahre Kärntner Justizgeschichte zurück. Was alles hat sich verändert?
„Natürlich die Infrastruktur. In den Anfängen gab es noch Schreibmaschinen und Papierberge - jetzt wird alles auf den digitalen Akt umgestellt“, so Lutschounig. Wo einst der Postbote nötig war, um gerichtliche Schriftstücke zuzustellen, genügt heute meist ein Knopfdruck. Auch der Zugang zum Recht hat sich in allen Bereichen vereinfacht. „Früher musste sich der Bürger am Gericht in den Abteilungen durchfragen, jetzt bieten wir ein Servicecenter. Auch die Distanz zu den Richtern war damals viel größer; heute wird auf Augenhöhe verhandelt“, so Lutschounig.
In den 40 Jahren hat sich in der Justiz sehr viel getan. Am wichtigsten scheint mir, dass der Fokus weg vom Täter hin zu den Opfern gelegt wurde. Als ich als Richter begonnen habe, waren Opfer einfach Zeugen und mussten vor Gericht stehen.
Dr. Bernd Lutschounig, Präsident des Kärntner Landesgerichts
Bild: Wassermann Kerstin
Reformiert wurde vor allem aber auch die Rechtssprechung, am umfassendsten vermutlich im Familien- und Strafrecht. „Der Fokus hat sich von Eigentumsdelikten weg bewegt und auch weg vom Täter hin zum Opfer - Gewalttäter werden heute viel strenger bestraft!“, bestätigt Lutschounig. Auch die Strafrahmen für Sexualverbrecher wurden verschärft, Opferrechte eingeführt und ausgebaut - und werden es nach einer geplanten Gesetzesnovelle bald wieder.
Die „Kärntner Krone“ wird 40 Jahre alt. Am 6. November 1983 ist die erste Ausgabe der vierten Bundesländer-Krone zum ersten Mal erschienen. Das ist für uns Anlass, zurück zu blicken, Bilanz zu ziehen, aber auch, die Blicke nach vorne zu richten. Was kommt? Wie geht es weiter? Wir beleuchten 40 Lebensbereiche in 40 Folgen.
Und welche Herausforderungen sieht Lutschounig nach vier Jahrzehnten im Richteramt auf die Justiz in Kärnten zukommen?Zum einen Künstliche Intelligenz, die es bestmöglich zu nutzen gilt. „Ich glaube nicht, dass sie einen Richter ersetzt“, meint der erfahrene Jurist. Doch es bräuchte wieder die besten Kräfte für die Justiz; Stichwort Nachwuchsmangel: „Wir müssen uns als attraktiver und sinnstiftender Arbeitgeber positionieren.“ Dazu zählt auch ein modernes Arbeitsumfeld; das in die Jahre gekommene Landesgericht soll ab 2026 endlich saniert werden - und Urteile erstmals in Containern fallen.
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