Mit dem Rad auf Almen, zur Hochmoor-Wanderung, zu Dorfläden und Bio-Bauern: Die Tiroler Region um die Dörfer Söll, Scheffau, Ellmau und Going setzt erfolgreich auf nachhaltigen Tourismus.
Entschleunigung heißt die Devise – und so stand nach der „grünen Anreise“ per Bahn (bei der 114 Betriebe der Region einen kostenlosen Shuttle zur Unterkunft bieten) gleich der Besuch einer Schneckenfarm auf dem Programm.
„Ich bin die Bäuerin mit den meisten Tieren in ganz Tirol“, verkündete Simone Embacher zur Begrüßung stolz. 2019 legte die Quereinsteigerin ihr erstes Hochbeet für die Weinbergschnecken-Zucht an, mittlerweile hat sie 50.000 Stück und versorgt 50 Betriebe der Umgebung mit ihrer begehrten Spezialität, die bei Umweltschützern als wichtige Proteinquelle für die Zukunft gilt: Schnecken brauchen um 85 Prozent weniger Ressourcen – landwirtschaftliche Fläche, Futter und Wasser – um Muskelfleisch zu produzieren, als andere Tiere! Ein gutes Argument – wirklich überzeugend war aber erst die Verkostung. In Teig knusprig gebacken, mit Roter Rübe, Käse oder Knoblauch überbacken, bekehrten die Kaiserschnecken, im Geschmack zwischen Kalbfleisch und Pilzen, auch die härtesten Zweifler.
Die nächste Radtour bot neben landschaftlichen auch kulinarische Genüsse. Tanja führt Interessierte regelmäßig zu kleinen, feinen regionalen Produzenten und Hofläden.
ALLE INFORMATIONEN:
www.wilderkaiser.info
REGIONALE PRODUKTE:
www.wilderkaiser.info/marktplatz
www.kaiserschnecke.at
www.wilder-kaeser.at
www.pfitscherhof.at
MOORSPAZIERGANG:
www.wilderkaiser.info/tours
REGIONALE KÜCHE:
www.aualm.at
www.jägerwirt-scheffau.at
www.gasthof-badhaus.com
www.weinatelier-agnes.söll
Überraschend, wie gut – und völlig ungewohnt – frisch gemolkene gekühlte Milch schmecken kann! Biobauer Thomas ist überzeugt: „Unsere 16 Tiere dürfen ihre Hörner behalten und haben reichlich Platz. Sie weiden draußen, bekommen Heu, geben viel weniger Milch als Turbokühe aus Massenhaltung, aber die ist viel verträglicher.“ Vor ein paar Jahren galten solche Ansichten als altmodisch, heute als zukunftweisend
Genau wie die vielen kleinen Hofläden, in denen in kleinen Mengen hergestellte Käse, Würste, Marmeladen, Eis, Spezialhonig oder Bäckereien angeboten werden. Mit Liebe erzeugt, alles bio.
Ihre Initiativen werden von der Plattform „Marktplatz“ tatkräftig unterstützt. „Für 78 Prozent unserer Gäste ist die Natur der wichtigste Grund, zum Wilden Kaiser zu reisen, für uns alle ist es wichtig, sie für nachfolgende Generationen zu erhalten“, erklärt Tourismus-Geschäftsführer Lukas Krösslhuber.
Ein besonderes Naturjuwel, das nur den wenigsten Besuchern bekannt ist, ist das Hochmoor, unter kundiger Begleitung von Silvana Beer geführt zu erkunden. Barfuß folgen wir ihr ins schwammige Gelände, sinken bis zu den Knien im Morast ein, bewundern das weiche Torfmoos, das pro Jahr nur einen Millimeter wächst, Sonnentau, Fettkraut und Wasserschlauch – besonders seltene Pflanzen. Pflücken noch ein paar Heidelbeeren für das frische Joghurt vom Bio-Bauernhof, schwingen uns auf die Räder und freuen uns auf die nächste Etappe: Nachhaltigkeit fühlt sich einfach gut an und macht auch Spaß!
Brigitte Egger
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