Ähnlich wie Burgenland

Graz stellt pflegende Angehörige erstmals an

Steiermark
11.10.2023 15:22

Im Jänner startet in Graz ein Pilotprojekt: 15 Menschen, die einen Angehörigen pflegen, werden angestellt. 700.000 Euro kostet das für ein Jahr. Wer dafür infrage kommt und wie das Projekt genau ablaufen soll.

Wer pflegt, hat weniger Zeit für seinen Brotberuf. Das bedeutet weniger Geld, im schlimmsten Fall sogar Armut, dazu kommt das Gefühl, mit der Situation alleine gelassen zu werden. In den meisten Fällen sind es Ehefrauen, Töchter, Schwiegertöchter, die zurückstecken, um in der Familie zu helfen.

Die Stadt Graz startet in Anlehnung an das burgenländische Modell nun ein Pilotprojekt: 15 pflegende Angehörige werden ein Jahr lang von der Stadt angestellt. „Wir wollen diese Personen sozial absichern“, sagt Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ). „Der Prozess, ein solches Modell zu erarbeiten, hat monatelang gedauert.“

Laut Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) gehe es dabei auch um Wertschätzung. „Die Pflegenden, es sind ja vor allem Frauen, sollen wissen, dass sie wertgeschätzt und geschützt sind.“

So läuft das Modell genau ab
Wie sehen die Details aus? Um in Frage zu kommen, muss man einige Voraussetzungen erfüllen, sagt Norma Rieder, Leiterin der Pflegedrehscheibe:

  • Über 18 Jahre alt, Hauptwohnsitz in Graz, EU-Bürger
  • Zu pflegende Person ist ein Angehöriger, also Ehegatte/-gattin, Geschwister, Onkel, Tanten, Nichten, Neffen, Verschwägerte in gerader Linie
  • Pflegestufe 3, 4 und 5
  • Die pflegebedürftige Person darf ein Einkommen bis 1400 Euro brutto haben
  • 50 Prozent des Pflegegeldes sind als Selbstbehalt an Kosten zu tragen
  • Pflegeperson ist weder in Pension noch in Karenz

Zudem muss die pflegende Person einen Erste-Hilfe-Kurs und einen zweistündigen Basiskurs „Grundlagen der Pflege“ absolvieren. Darin geht es um Themen wie das richtige Lagern oder Vermeiden von Stolperfallen. Je nach Wochenstunden und Pflegestufe bekommt der Pfleger ein Gehalt zwischen 1200 Euro netto (20 Stunden) und 2000 Euro (40 Stunden). 

Jeder, der Interesse hat und die Voraussetzungen erfüllt, bekommt von einem Amtssachverständigen Besuch zuhause. „Da geht es um Beratung, aber auch darum, dass man sieht, ob die Möglichkeit für die Pflege überhaupt gegeben ist“, erklärt Rieder. „Wenn benötigt, gibt es ein zusätzliches Angebot der Hauskrankenpflege. Es gibt also Unterstützung.“

Symbolbild (Bild: stock.adobe.com)
Symbolbild

Aus organisatorischen Gründen werden die 15 ersten Pfleger über eine Leasing-Firma und nicht direkt bei der Stadt angestellt.

Weitet Land das Projekt aus?
SPÖ-Soziallandesrätin Doris Kampus war bei der Vorstellung des Projekts vor allem als Grazer Politikerin anwesend. „80 Prozent der Menschen werden zuhause gepflegt. Das ist es, was die meisten wollen. Angehörige leisten da Unglaubliches.“ Klar ist aber auch, dass die Stadt Graz das Projekt finanziell auf Dauer nicht alleine stemmen kann - das Land oder ein anderer Partner wird mithelfen müssen. „Es gibt auch auf Landesebene Gespräche dazu“, versicherte Kampus.

Wie viel Interesse es an dem Projekt geben wird, ist laut Rieder noch kaum abschätzbar. Im Burgenland sind etwa 300 pflegende Angehörige angestellt. Die 15 Personen sind also nur der erste Schritt, mithilfe deren man dann den weiteren Bedarf evaluieren möchte.

Wer mitmachen möchte, soll sich via Mail an pflegedrehscheibe@stadt.graz.at wenden. Am 15. und 20. November finden Info-Veranstaltungen statt.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Steiermark



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt