Taktik im Gazastreifen
Was passiert, wenn Israels Luftwaffe „anklopft“
Mit massiven Bombenangriffen im Gazastreifen reagiert die israelische Luftwaffe auf die Terrorattacken der Hamas. Am Donnerstag gab es erneut Dutzende Luftschläge. Angesichts von Bildern weitreichender Zerstörung betont Israels Militär aber, dass es „kein Flächenbombardement“ gebe, sondern Präzisionsschläge. Dabei wird eine bewährte Taktik angewandt.
Bei Luftangriffen im Gazastreifen sind bisher mehr als 1200 Palästinenser getötet worden, rund 5800 weitere Menschen sind laut dem Gesundheitsministerium in Gaza verletzt worden. Bilder zeigen zerbombte Wohnhäuser, Trümmerhaufen, Tote und Verletzte. Israels Streitkräfte betonen aber, dass sie nur legitime militärische Ziele angreifen. „Wir greifen kein Ziel an, das nicht auf Geheimdienstinformationen basiert“, erklärte Militärsprecher Richard Hecht.
„Menschen, die gehen wollen, gehen“
Die Angriffe seien zwar „größer als alles, was wir bisher gesehen haben“, sagte er. Die Armee bekomme aber jeweils konkrete Informationen darüber, wo militante Palästinenser sich versteckten. „Wenn eine beteiligte Person sich versteckt, werden wir die Zivilbevölkerung vor dem Angriff warnen“, sagte er. „Menschen, die gehen wollen, gehen dann.“
Vorgegangen wird dabei so: Zuerst werden die Bewohner eines Hauses per Kurznachricht aufs Handy gewarnt, unmittelbar vor dem Luftangriff wird dann „angeklopft“. Das heißt, nicht explodierende Munition wird abgefeuert, oder eine Betonbombe abgeworfen, die kaum Schaden anrichtet. Durch das „Dachklopfen“, wie das Vorgehen auch genannt wird, sollen Zivilisten genug Zeit bekommen, sich in Sicherheit zu bringen.
Einsätze mit verheerender Wirkung
„Erst dann, nach in einer Zeitspanne von 10 bis 45 Minuten, kommt es zum Einsatz der Präzisionsmunition“, erklärte dazu Bundesheer-Oberst Markus Reisner gegenüber ntv.de. Dass trotzdem immer wieder Zivilisten getötet werden, liege daran, dass die Explosion oft eine derart verheerende Wirkung hat, dass das ganze Haus in sich zusammenbricht oder ganze Häuserblöcke durch mehrere Bomben zerstört werden. Laut Reisner lässt das den Eindruck aufkommen, es sei ein Flächenbombardement. „Das stimmt aber so nicht.“ Stattdessen seien es mehrere Präzisionsbomben, die nebeneinander einschlagen.
So erklären die israelischen Streitkräfte die Praxis des „Dachklopfens“:
Diese Taktik, mit der Zivilisten geschont werden sollen, haben die israelischen Streitkräfte schon vor Jahren entwickelt. Sie antwortete damit auf die Praxis der Hamas, Wohnhäuser für Terrorzwecke zu nutzen und palästinensische Bürger als menschliche Schutzschilde zu verwenden. Auch im aktuellen Krieg würden Hamas-Kämpfer Zivilisten teilweise dazu zwingen, in den Häusern zu bleiben, so Oberst Reisner. Die Bilder der so getöteten Kinder und Frauen werden dann in den sozialen Medien geteilt, um Stimmung gegen Israel zu machen.
Bodenoffensive „vermutlich in der Nacht“
Durch die aktuellen Luftangriffe wolle die israelische Armee nicht nur Terroristen töten, sondern auch die zivilen Bewohner dazu zwingen, den Gazastreifen zu verlassen, erklärte der Militärexperte des Bundesheeres. Bei der Bodenoffensive, die von Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant angekündigt wurde, wolle man so möglichst viele zivile Opfer verhindern. Wann tatsächlich Bodentruppen im Rahmen der Operation „Eiserne Schwerter“ in das von der Hamas beherrschte Gebiet vordringen, ist unklar. „Vermutlich in der Nacht“, so Reisner, da die israelischen Streitkräfte dabei ihre technische Überlegenheit ausnutzen können.
Ministerin: „Hamas ausrotten“
Das Vorgehen gegen die Hamas, soll nach Ansicht der israelischen Geheimdienstministerin Gila Gamliel andere Extremistengruppen in der Welt abschrecken. „Unser entschlossenes Handeln wird andere Organisationen davon abhalten, die gleichen tragischen Angriffe zu verüben“, meinte Gamliel. Israel müsse die Hamas „ausrotten“, damit niemand auch nur auf die Idee komme, „das, was passiert ist, als Modell“ für künftige Anschläge zu nutzen.
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