Die Metaller lassen im richtungsweisenden Kampf um einen neuen Kollektivvertrag die Muskeln spielen. Bei der Betriebsrätekonferenz am Donnerstag in St. Pölten wurde das Lohn-Angebot der Industrie rundweg als „Sauerei“ abgetan und ein Abschluss gefordert, „der sich gewaschen hat“.
Die Arbeitgeber hatten 2,5 Prozent mehr Lohn plus eine Einmalzahlung von 1050 Euro geboten. Der Chef der für die Metaller zuständigen Produktionsgewerkschaft (PRO-GE), Reinhold Binder, bezeichnete das Angebot der Industrie als „eine Frechheit und eine unglaubliche Respektlosigkeit gegenüber den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern“.
„Firmenbosse klopfen sich auf die Oberschenkel“
Die Bundesregierung habe bei der Bekämpfung der hohen Inflation „total versagt“, während die Bürger „am Familientisch beraten, wie sie sich das Leben noch leisten können“, so der Chefverhandler der PRO-GE bei der Metaller-Lohnrunde. Inzwischen würden sich die Firmenbosse „schön fleißig auf die Oberschenkel klopfen und sich gegenseitig motivieren“.
Laut Gewerkschaften haben 800 Betriebsrätinnen und Betriebsräte aus Niederösterreich, Wien und dem Burgenland an dem Treffen in St. Pölten teilgenommen und Betriebsversammlungen einstimmig beschlossen. Eine weitere Betriebsrätekonferenz fand in Klagenfurt statt, bis kommenden Montag folgen bundesweit weitere Städte.
Betriebsversammlungen bis 1. November
„Ab sofort werden Betriebsversammlungen in den Betrieben aller Fachverbände einberufen, die dann im Zeitraum von 21. Oktober bis inklusive 1. November stattfinden werden. Entsprechend dem weiteren Verlauf der Verhandlungen werden die konkreten Maßnahmen, die zur Durchsetzung Forderungen führen, fixiert“, hieß es Donnerstagmittag.
Arbeitgeber: „Unser Angebot setzt auf Vernunft“
Zu Wort gemeldet haben sich auch die Arbeitgeber vom Fachverband der Metalltechnischen Industrie. Obmann Christian Knill betonte: „Mit den alten Rezepten der Vergangenheit werden wir diese Herausforderungen nicht lösen. Unser Angebot, die Kaufkraft zu stärken und gleichzeitig die Überlebensfähigkeit der Betriebe zu sichern, setzt auf Vernunft und ist der Versuch einer kreativen Lösung in diesen schwierigen Zeiten. Daran werden wir ab dem 20. Oktober weiterarbeiten.“
Große Spannweite von Inflation bis 16 Prozent Plus
Vor gut zwei Wochen haben die Gewerkschafter die Forderung von 11,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt an die Arbeitgeber überreicht, seitdem haben zwei ergebnislose Verhandlungsrunden stattgefunden. Die Abschlüsse der vergangenen Wochen in anderen Branchen lagen alle bei rund 10 Prozent Plus, bei einer Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate von 9,6 Prozent. Die Pensionen steigen um 9,7 Prozent, die Sozialberufe haben in ihrer KV-Runde ein Plus von 15 Prozent gefordert. Den höchsten Abschluss in letzter Zeit haben die Paketzusteller erzielt, sie bekommen 16 Prozent mehr Lohn.
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