Mikaela Shiffrin stellt die Sinnfrage. In etwas mehr als zwei Wochen werden in Sölden wieder die ersten Rennen im Ski-Weltcup ausgetragen, doch die beste Skifahrerin aller Zeiten fühlt sich bereits jetzt als Gejagte - und tritt damit auch im Wintersport eine Klima-Debatte los ...
„Ich kann jederzeit, auch bei warmen Temperaturen, in den mentalen Zustand kommen, um Rennen zu fahren. Aber macht es wirklich Sinn?“, fragte Shiffrin bei einem Medientermin ihrer Skifirma Atomic am Donnerstag. „Bis zu welchem Grad sollen wir unsere Umwelt an einen Zeitplan anpassen, den wir haben wollen? Oder sollten wir unsere Zeitpläne an die Umwelt anpassen?“, fragte Shiffrin bei angenehmen 23 Grad in Altenmarkt im Pongau. „Ist jetzt die Zeit für Skirennen? Vermutlich eher nicht.“ Für die fünffache Gesamtweltcupsiegerin steht fest: „Der Kalender sollte überdacht werden.“
Noch 16 Tage
In ihre Forderung mischt sich, das gab Shiffrin bereitwillig zu, auch Eigennutz. Denn geeignete Trainingsplätze zu finden, um in Sölden optimal vorbereitet am Start zu stehen, ist selbst für die Allerbesten ein Spießrutenlauf. „Ich bin nicht beunruhigt, dass sie in Sölden die Piste nicht hinbekommen, sie finden immer einen Weg“, sagte Shiffrin. „Aber es gibt immer weniger Trainingsplätze für uns in Europa.“ Ob sie bereit für einen fordernden Winter mit 45 Rennen ist? „Überhaupt nicht“, sagte Shiffrin 16 Tage vor dem ersten Bewerb.
Die gesamte Weltelite tummelt sich dieser Tage eng an eng in einigen wenigen Gletschergebieten. Das Pendeln zwischen Training bei Minusgraden und kurzärmeligen Medienauftritten im Freien stellt auch erfahrene Weltenspringer auf die Probe. „So extrem wie heuer habe ich es noch nicht erlebt. Aber es war schon öfter im Herbst Thema, dass das Winterfeeling noch nicht so da ist“, sagte Manuel Feller.
Temperatureinbruch
Der Tiroler gab sich maximal pragmatisch. „In einer Woche fühlen wir uns anders, da sagt er einen Temperatureinbruch an. Wenn die Berge ein bisschen angezuckert sind, kommt das Feeling auch. Wir stehen am Montag sowieso bei minus fünf Grad am Pitztaler Gletscher.“
Dass beim geneigten Skifan aktuell vielleicht noch wenig Vorfreude aufkommt, dafür hätte nicht zuletzt Marco Schwarz Verständnis. „Wenn ich kein Skifahrer wäre, dann würde ich jetzt wahrscheinlich noch gar nicht an Skifahren denken.“ Das Training der ÖSV-Asse auf das erste Kräftemessen läuft nach Plan. „Wir waren jetzt im Pitztal drinnen, da ging es erstaunlich gut, auch wenn nur mit Schneedepots gearbeitet wurde“, sagte Schwarz, der bis Weihnachten sämtliche Rennen fahren will.
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