Ercan Kara überraschte mit seinem Wechsel von Orlando zu Samsunspor. Aber die Nähe zur Heimat, die Leidenschaft der Fans und die (größere) Chance auf eine Teameinberufung zogen den Wiener an das Schwarze Meer. Seit der Geburt seines Sohnes schwebt der Stürmer auf Wolke sieben - jetzt müssen nur noch Tore folgen …
„ÖFB-Legionär Ercan Kara wechselt in die Türkei.“ Die Meldung kam überraschend. Es war der 2. September, das Transferfenster in Österreich, gefühlt in ganz Europa schon zu. Außer eben in der Türkei. „Für mich kam es auch überraschend“, lächelt der 27-Jährige im Gespräch mit der „Krone“. „Dann gab es die Option, ich wollte etwas anderes versuchen.“ Weg von Orlando City, raus aus dem Paradies. Noch dazu war der Stürmer bei den Lions in der Major League mit einem Millionen-Vertrag bis 2024 ausgestattet. Klingt verdächtig nach ungewolltem Abschied. Was der Stürmer vehement dementiert: „Orlando wollte mich nicht abgeben, ich habe um die Freigabe gebeten.“
Warum in Teufels Namen Samsunspor? „Ich wollte zurück nach Europa, näher an die Heimat“, bekräftigt der Ex-Rapidler. „Die USA war schön, ich habe dort viel erreicht (Sieg im US-Cup, Anm.)“ - und dennoch hat Kara etwas gefehlt. Die Chance auf eine Team-Einberufung, die Leidenschaft der Fans - das alles hofft er jetzt bei Samsunspor zu finden. Was nur fast die ganze Wahrheit ist. „Meine Eltern kommen aus Samsun“, ist Kara nun auch beim Herzensklub seines Vaters gelandet. Nach zwölf Jahren ist der Klub am Schwarzen Meer wieder in die Süper Lig aufgestiegen, hat große Ambitionen. „Die Stadt ist verrückt nach Fußball, lebt den Verein. Das spürt man überall“, genießt Kara den Fanatismus. Obwohl es sportlich noch nicht läuft, man sieglos die rote Laterne umhängen hat. „Die Mannschaft wurde neu zusammengestellt, viele Spieler - auch ich - sind sehr spät gekommen, teilweise lange nach dem Liga-Auftakt“, kann sich Kara den Fehlstart erklären.
Die Stadt ist verrückt nach Fußball, die Menschen leben für den Verein. Das spürt man überall.
Ercan Kara
Wobei nicht alle bei Samsunspor so geduldig reagierten: Coach Hüseyin Eroglu wurde bereits gefeuert. „Zwei Spiele haben wir ohne Trainer absolviert“, erzählt Kara, der seit Mittwoch aber wieder einen neuen Chef hat: Markus Gisdol, aus der deutschen Bundesliga von Hoffenheim, Hamburg und Köln bestens bekannt. Jetzt soll es aufwärts gehen.
Kara selbst schwebt ohnehin auf Wolke sieben. „Ich bin vor einer Woche Vater geworden. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, meinen Jungen in Händen zu halten“, strahlt der Wiener. Und zieht nach ehrfürchtig den Hut: „Ich habe tiefsten Respekt, was alle Frauen bei einer Geburt durchmachen.“ 17 Stunden war Kara nämlich mit seiner Frau Eda im Kreißsaal, dann war der kleine Naim da. Der nächste Weg führte in Samsun zur Botschaft. „Er ist natürlich ein Österreicher“, so Kara voller Stolz.
Da klingt auch durch, was dem Stürmer eine Teameinberufung bedeutet. „Jetzt bin ich zumindest einmal wieder auf Abruf“, hat er seinen Traum vom achten Länderspiel noch nicht aufgegeben. „Ich bin immer bereit.“ Als der das letzte Liga-Spiel von Samsunspor verpasste, wurde er sofort vom ÖFB kontaktiert. Falscher Alarm, es war keine Verletzung, er war im Kreißsaal. Aber allein die Nachfrage zeigte Kara, dass er wieder zurück auf dem rot-weiß-roten Radar ist. Das war in Orlando nicht immer der Fall. Allein dafür hat sich der Wechsel in die Türkei schon gelohnt. Jetzt müssen nur noch wieder Tore folgen …
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