Als „Bankrott der Wiener Gesundheitspolitik in Zahlen“ sieht die Ärztekammer das Resultat eine Umfrage unter den Spitalsärzten - und rüstet zum Streik. Die Stadt gibt sich weiterhin unbeeindruckt und verweist darauf, dass sie für die Situation zu einem Gutteil gar nicht zuständig sei.
Wie schon vor einem Jahr wappnet sich die Wiener Ärztekammer im Clinch mit Gesundheitsstadtrat Peter Hacker mit einer Umfrage. Das Resultat: Wiens Spitalsärzte sehen die Lage an ihren Arbeitsplätzen offenbar noch dramatischer als noch vor einem Jahr. Bei allen abgefragten Themen (siehe Grafik unten) stieg die Unzufriedenheit.
Schlechte Werte auch ohne Corona-Belastung
Spitalsärztevertreter Stefan Ferenci sieht damit als erwiesen, dass die ohnehin schon „erschütternden“ Umfrageergebnisse des letzten Jahres nichts mit einem Corona-Ausnahmezustand zu tun hatten. Auch Meinungsforscher Peter Hajek findet: „Die Werte von Patientenversorgung und Gesundheitspolitik haben sich zum Teil signifikant verschlechtert, was ein Jahr nach der Pandemie auch andere Gründe haben muss.“
“Das ist ein Wahnsinn“
Für Ferencis Vize Eduardo Maldonado-Gonzales ist der Grund klar: „Die Politik schläft. Es tut sich nichts.“ Ihm sei nicht klar, worauf das Rathaus noch warte. Im vergangenen Jahr habe es außer „philosophierenden Arbeitskreisen“ wenig gegeben, um die Lage in den Spitälern zu verbessern: „Wenn 81 Prozent sagen, der Gesundheitsstadtrat nimmt Gefährdungsanzeigen aus den Spitälern nicht ernst genug, ist das ein Wahnsinn.“
Aus Hackers Büro hieß es, man kenne die Umfragedaten nicht im Detail und könne sie deshalb nicht kommentieren. Betont wurde jedoch, dass die Umfrage überwiegend von Ärzten außerhalb des Wiener Spitälerverbunds (Wigev) - etwa in Ordensspitälern oder im AKH - beantwortet wurde, auf die man keinen Einfluss habe und wo die Unzufriedenheit offenbar größer sei als in Wigev-Spitälern. Das dementierte die Ärztekammer jedoch: Die Unzufriedenheit sei in Wigev-Spitälern sogar höher als im Durchschnitt.
Wien-weiter Streik im Spätherbst zu erwarten
Die Ärzte rüsten nun zum Wien-weiten Streik, voraussichtlich zwischen Mitte November und Mitte Dezember. Daran etwas ändern könne allenfalls eine Grippewelle oder Ähnliches, so Ferenci, da man den Streik jedenfalls so plane, dass die Versorgungssicherheit darunter nicht leide.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.