Der Puls bei über 200

„Krone“ bezwingt Streif: „Oida, ist das brutal!“

15.10.2023 07:02

Die „Krone“ lief bei der World Extreme Run Challenge in Kitzbühel die Streif rauf und runter. Und landete dabei am Podest!

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Der Puls bei über 200, die Oberschenkel brennen - und dann türmt sich auch noch die Mausefalle wie eine Wand vor einem auf. Egal. Ich muss hinauf! Dabei war es wenige Stunden zuvor noch so idyllisch in Kitzbühel.

Vorbereitet mit „ein paar Bier“
Ein bunter Mix aus 200 angespannten Profi- und Hobbysportler trifft einander um 10.15 Uhr am Hauptplatz. Die Stimmung wird nur von der Hochzeit gleich um die Ecke etwas aufgelockert. Klar, sie müssen ja nicht in wenigen Minuten die weltbekannte Streif hinauf und wieder hinunterlaufen. Um 11 Uhr fällt der Startschuss. Durch die Innenstadt geht es mit (hohem) Tempo in Richtung Zielschuss. Dabei werde ich bereits vom blinden Triathleten Patrick Bitzinger mit Guide überholt. Bis hierhin trotzdem machbar. Dann die erste Hürde: Der Zielsprung. Wo sonst die ÖSV-Stars abheben, geht’s auf allen Vieren hinauf in Richtung Traverse und ohne durchatmen weiter zur Hausbergkante. „Naja, immerhin ist die Aussicht schön“, denk ich mir. Zum Aussprechen fehlt schlichtweg die Luft.

„Entspannt“ wird es am Oberhausberg: Neben grasenden Kühen treffe kurz vor der Seidlalm drei Mitstreiter: „Das Schlimmste haben wir hinter uns“. Angst vor der Mausefalle? Fehlanzeige. Liegt wohl an ihrer mentalen Vorbereitung mit „ein paar Bier“ am Vorabend.

Angekommen am Zielsprung war die Aussicht schön.

(Bild: Clemens Linhart)

Nicht jungendfrei
Angekommen beim Seidlalmsprung spüre ich das erste Mal meine Beine. Aufgeben spielt‘s nicht. Auch weil der der Erste schon wieder am Weg hinunter ist, mich mit „gemma, gemma“ förmlich hochpusht. Er (Andreas Kirchler, Anm.) kam übrigens in 59:46 Minuten im Ziel an. Den Rekord knapp um 1:06 Minuten verpasst. Ab dem Steilhang geht’s dann wieder auf alle vier.

Und wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt die Mausefalle daher. Das 85-prozentige Gefälle wirkt wie eine Wand. Meine Gedanken beim Anblick? Wohl nicht ganz jugendfrei. Mein einziger Ansporn: Der Getränkestand im Starthaus. Also klettere ich weiter, als mir „Bounce“-Box-Champion Michaela Kotaskova entgegenkommt. „Oida, das ist brutal“, schreit sie mir zu. Letztlich war sie die drittbeste Frau. Mit 1:34 Stunden fehlten 11 Minuten auf die Top-Dame Leonie Eisebraun. In 1:24 Stunden erklimme ich das Starthaus. Halbzeit!

Ein paar Eindrücke:

+5

Fotos

„Zah du einmal 135 Kilo hinauf“
Getränke, Magnesium Zucker - ehe es wieder runter ins Tal geht, werde ich erst einmal wieder aufgepäppelt. „Einmal wie ein Abfahrts-Ass fühlen“, denk ich mir und werfe mich aus dem Starthaus hinunter. Nicht gerade minder anstrengend - einfach anders.

Ein Lächeln zaubert mir Profi-Boxer Sergio Odabai ins Gesicht: Während ich mich hinunter hantle, klettert er gerade die Ausfahrt Steilhang hinauf. „Meine Waden haben zu gemacht. Jetzt genieße ich einfach die Natur“, hat er die perfekte Ausrede schon parat. Auch Franz Müllner, den stärksten Mann Österreichs, treffe ich auf meinem Abstieg. Wieso er noch nicht im Ziel ist? „Zah du einmal 135 Kilo hinauf!“ Touché.

„Streifsieger werde ich in diesem Leben nicht mehr“
Angekommen bei der Schrägfahrt fühle ich mich dann tatsächlich wie ein Abfahrer: Mehrere Male setzt es mich auf den Hosenboden. „Streifsieger werde ich in diesem Leben nicht mehr“, versuche ich auch die Schmerzen im rechten Sprunggelenk scherzhaft zu überspielen. Den Zielsprung noch hinunter - endlich bin ich wieder auf Schotterboden. Am Anschlag laufe ich, angefeuert von Wanderern, zurück in die Innenstadt und schlage mit einer Zeit von 2:14 Stunden im Ziel mit meinen Teamkollegen ab.

Und das mit Erfolg: Die Mix-Staffel aus „Bounce“-Boxern und der „Krone“ wird Dritter! Kein Spaziergang die neun Kilometer mit 1800 Höhenmeter. Für den guten Zweck zahlt sich der Muskelkater aber allemal aus.