Luitz geht neue Wege

„Bei Johannes Strolz hat es sehr gut funktioniert“

Vorarlberg
15.10.2023 17:55

Der Wahl-Vorarlberger Stefan Luitz sprach mit „Krone Vorarlberg“-Skiexperte Magnus Walch über seinen Bezug zum Ländle, zwei große Veränderungen und warum das erste Ski-Camp mit dem neuen Team eines der coolsten seines Lebens war.

„Krone“: Stefan, du lebst seit mittlerweile 5 Jahren in Vorarlberg. Was verschlägt einen deutschen Skirennläufer hierher? 
Stefan Luitz: Wie so oft, war es die Liebe. Meine Frau begann vor ein paar Jahren bei Head zu arbeiten. Da ich als Skirennläufer viel unterwegs bin und wir mehr Zeit miteinander verbringen wollten, haben wir uns dazu entschlossen, zusammenzuziehen. Wir haben eine Wohnung gesucht, gefunden und uns von Anfang an sehr wohlgefühlt.

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Meine Frau hat als Kind viel Zeit im Montafon verbracht und da haben wir uns entschieden, dort standesamtlich zu heiraten.

Stefan Luitz

Was schätzt du hier? Was gefällt dir besonders am Ländle? 
Die Nähe zu den Bergen und zum See, das angenehme Klima, die Sportmöglichkeiten. Vor allem aber die Menschen. Wir wurden so gut aufgenommen und haben uns mittlerweile einen engen Freundeskreis aufgebaut. Die Leute hier sind einfach unglaublich nett und herzlich. Das war auch der Grund, warum wir zweimal in Vorarlberg geheiratet haben.

Zweimal gleich? 
Ja, einmal in Schruns und einmal am Bürserberg. Meine Frau hat als Kind viel Zeit im Montafon verbracht und da haben wir uns entschieden, dort standesamtlich zu heiraten. Es hat uns so gut gefallen, dass wir sofort auch die kirchliche Hochzeit im Ländle geplant haben.

Fühlst du dich also schon als Vorarlberger? 
Das geht vielleicht noch ein bisschen zu weit. Heimat ist für mich immer noch das Allgäu. Aber ich fühle mich hier in Vorarlberg auf jeden Fall sehr zuhause.

Die vorige Saison lief für Stefan Luitz nicht nach Wunsch. (Bild: GEPA pictures)
Die vorige Saison lief für Stefan Luitz nicht nach Wunsch.

Zum sportlichen Teil: Die letzte Saison war nicht ganz einfach für dich. Wie hast du sie analysiert? 
Wenn es nicht läuft, ist es oft ganz schwer herauszufinden, warum. Es ist einfach extrem viel zusammengekommen. Die Vorsaison musste ich wegen einer Bandscheiben-OP abbrechen und dann habe ich doch einige Zeit gebraucht, bis ich wieder schmerzfrei trainieren konnte. Nach der langen Skipause habe ich ein bisschen das Gefühl verloren, wie ein schneller Schwung ausschauen muss, wie er sich anfühlt. Ich bin dann zu viel mit dem Kopf gefahren statt mit meiner Intuition.

Du hast dich nach der Saison entschieden, etwas zu verändern, einen neuen Weg zu gehen. Wie sieht dieser Weg aus? 
Ich hätte zwar die Möglichkeit gehabt, weiterhin mit dem DSV zu trainieren, erfüllte aber die Kaderkriterien nicht und bekam damit keine finanzielle Förderung mehr. Ehrlich gesagt, die Ski an den Nagel zu hängen, war damals eine ernsthafte Option für mich. Vor allem mental war diese Situation echt fordernd. Dann habe ich aber im Global Racing Team einen Platz bekommen und mir gesagt: Alles auf eine Karte. Ich will es mir noch einmal beweisen und sehen, was möglich ist.

Wie hat der deutsche Skiverband auf diese Entscheidung reagiert? Wie deine Familie? 
Die Trainer sahen es ähnlich wie ich und die Veränderung als Chance. Mir wurden mein Behördenplatz und mein Weltcup-Startplatz zugesichert. Dafür bin ich sehr dankbar. Meine Familie hätte es voll verstanden, wenn ich aufgehört hätte, bestärkte mich aber in meiner Entscheidung. Sie haben gesehen, was der Sport mit mir gemacht hat in den letzten Jahren, dass der Spaß verloren gegangen war. Und dass sich etwas ändern musste.

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Ich freue mich darauf, im Starthaus zu stehen und mich endlich wieder aufs Skifahren zu freuen. Resultate stehen nicht im Vordergrund.

Stefan Luitz

Was erwartest du dir von dieser Veränderung? 
In erster Linie, dass ich das Gefühl beim Skifahren zurückbekomme, das ich so liebe, dass ich wieder Spaß und Freude dabei habe. Und dass ich mich in meinem neuen Umfeld richtig wohlfühle.

Wie war das erste Camp mit dem Team in Neuseeland? 
Ich bin schon lange in diesem Zirkus und habe etliche Camps mitgemacht. Das war aber eines der coolsten, die ich je hatte. Wetter und Trainingsbedingungen waren gut, vor allem aber die Arbeit mit den Trainern und die Zeit mit den Athleten haben richtig Spaß gemacht. Ich fühle mich jetzt schon wie ein Teil einer neuen Familie.

Was ist anders als beim DSV? 
Einerseits nicht viel. Das Global Racing Team ist sehr professionell aufgestellt. Wie ein Nationalteam, nur mit internationaler Besetzung. Und mit einem ganz speziellen Team-Spirit, der schwer in Worte zu fassen ist. Andererseits muss ich aber mehr Geld in die Hand nehmen, habe mehr Eigenverantwortung und richte meine Ski wieder selber her.

Selber Ski herrichten? Das kommt mir bekannt vor...
(lacht) Ja, bei Johannes Strolz hat das ja sehr gut funktioniert. Vielleicht ist das ja das Geheimrezept.

Stefan Luitz ist ab sofort auf Material von Völkl unterwegs. (Bild: zVg)
Stefan Luitz ist ab sofort auf Material von Völkl unterwegs.

Neben dem neuen Team gibt es auch eine zweite große Veränderung... 
Genau. Vor zwei Jahren bin ich zu Head gewechselt und wurde dort super betreut. Ganz hat das Material aber nicht zu mir gepasst. Der Schritt zurück zu Rossignol war nicht mehr möglich, da hat sich die Tür zu Völkl aufgetan. Alles passiert mit gutem Grund, bin ich der Meinung. Vom ersten Schwung an habe ich mich auf dem neuen Material extrem wohlgefühlt und auch die ganze Völkl-Family gibt mir einen starken Rückhalt.

In Neuseeland fand Stefan Luitz mit dem Global Racing Team perfekte Trainingsbedingungen vor. (Bild: zVg)
In Neuseeland fand Stefan Luitz mit dem Global Racing Team perfekte Trainingsbedingungen vor.

Worauf freust du dich ganz besonders in der kommenden Saison? 
Ich freue mich darauf, im Starthaus zu stehen und mich endlich wieder aufs Skifahren zu freuen. Resultate stehen nicht im Vordergrund. Ich will im Ziel abschwingen und mit meiner Leistung zufrieden sein, will alles gegeben haben. Wenn es schnell ist, ist es gut. Wenn nicht, heißt es weiterarbeiten.

Werden dir deine Frau und dein Sohn ab und zu vor Ort die Daumen drücken? 
Ja, beim einen oder andern Rennen sicher. Wahrscheinlich in Alta Badia und Adelboden. Mein Sohn ist jetzt in einem Alter, wo er mitbekommt, was da vorgeht. Ich freue mich schon jetzt auf jedes Rennen, wo die beiden im Ziel auf mich warten.

Porträt von Magnus Walch
Magnus Walch
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