„Lighthouse“

Rocklegende Duff McKagan liefert Soloalbum ab

Musik
19.10.2023 15:00

Solowerke von Musikern in großen Bands sind oft eine ambivalente Sache. „Lighthouse“ von Duff McKagan, Bassist von Guns N‘ Roses, ist aber mehr als ein Nebenprojekt. Der Longplayer nimmt Hörer mit handgemachten Rocksongs mit auf eine Reise. „Ich bin von der alten Schule“, sagt der 59-Jährige im APA-Interview. „Ich mache Alben, das ist meine Kunst, meine Art, mich auszudrücken.“ Aus ganzen 60 Tracks hat der Multiinstrumentalist die richtigen für „Lighthouse“ ausgewählt.

(Bild: kmm)

McKagan ist nicht gerade unterbeschäftigt: Mit seiner Frau gestaltet er eine Radioshow, mit Guns N‘ Roses tourt er unermüdlich um die Welt, er ist Firmengründer und hat sich als Autor etabliert. Am 20. Oktober kommt außerdem sein neues Solo-Album heraus. Zeit dafür hat ihm die Pandemie verschafft, auch wenn der Amerikaner betont, dass es sich „um kein Covid-Album“ handelt. Und nicht zuletzt erwarb McKagan kurz vor den Lockdowns ein Studio in seiner Heimatstadt Seattle, von dem seinen Worten zufolge niemand wusste, dass es existiert - „nicht einmal die Typen von Pearl Jam“, schmunzelte er.

Zum Leben erweckt
„Es ist ein wunderschönes, altes Studio“, schwärmt McKagan. „In den 20er- und 30-Jahren war dort ein Geschäft, in den späten 40ern wurde es in ein Studio umgebaut. Es gibt das Gerücht, dass die Beatles dort 1966 Backing-Vocals aufgenommen haben, als sie in Seattle auftraten. Ich glaube das gerne!“ Trotzdem sei das Studio in Vergessenheit geraten, bis es McKagan wieder zum Leben erweckte. „Es hat eine unglaubliche Ausstrahlung. Ich war sofort begeistert vom Sound der akustischen Gitarren und der Drums.“

Nach ersten Aufnahmen begab sich McKagan im Jänner 2020 nach Los Angeles zu Proben für eine weitere Konzertserie mit Guns N‘ Roses. „Dann ging es zurück nach Seattle. Ich dachte, ich hätte zwei Wochen Zeit bis zur Tour“, täuschte sich der Musiker wie so viele Menschen weltweit. Er nahm es offenbar gelassen: „Ich dachte: Ok, dann bin ich mal kreativ und lass die Ideen fließen.“

Mit dem Leben im Reinen
„Lighthouse“ beginnt mit dem gleichnamigen Song, einem Liebeslied an McKagans Ehefrau. Der Titel steht aber „auch für das Leuchtfeuer der Hoffnung“, erläuterte der bestens gelaunte Rockstar beim Zoom-Call aus einem Hotelzimmer in Fort Lauderdale in Florida. „Ich bin gerade mit Guns unterwegs, das Wetter ist gut hier, ich konnte heute sogar ein paar Minuten die Sonne im Freien genießen. Alles bestens! Ich habe eine großartige Frau, arbeite hart, aber liebe das, was ich tue“, versicherte McKagan.

„Lighthouse“ besticht mit einem unverfälschten Sound, von akustischer Gitarre getragene Songs treffen auf kräftigen Rock, Slash, Iggy Pop und Jerry Cantrell (Alice In Chains) treten kurz auf, nichts wirkt zu üppig aufgetragen. „Meine Frau und ich haben eine Radioshow, die heißt ‘Drei Akkorde und eine Wahrheit‘ - das ist auch durchaus mein Motto, das kommt noch aus meinen Punk-Tagen“, sagt McKagan. Farblos wirkt „Lighthouse“ deswegen nicht: „In den vergangenen Jahren habe ich auf der akustischen Gitarre komponiert. Ich habe gelernt, das Instrument unterschiedlich zu stimmen. Auch an meiner Technik habe ich gearbeitet. Das eröffnet neue Klangbilder.“ Gefallen würden ihm die „kleinen Synthe-Klänge“, die er mit seinem Produzenten Martin Feveyear da und dort eingestreut habe.

Wertvolle Stimme
Ein Freund habe ihn unlängst nach dem Hören der aktuellen Single „Longfeather“ auf Country-Einflüsse angesprochen, erzählte McKagan. „Es gibt keine“, legt er sich allerdings fest. „Ich höre auch keinen Folk oder Americana. Die Gitarre hat mir den Song so präsentiert.“ Stolz ist der Musiker auf seine stimmliche Leistung: „Den Gesang habe ich so um 1994 ernst zu nehmen begonnen, kurz nachdem ich trocken geworden bin. Ich habe enorme Fortschritte gemacht, meine Stimme hat nun eine größere Bandbreite.“ Die Songauswahl auf „Lighthouse“ macht Sinn und ist stimmig. Die übrig gebliebenen Tracks seien aber auch nicht ohne, versichert McKagan am Ende des Gesprächs. „Ich hab noch weitere drei, vier Alben in petto. Ein eigenes Studio zu haben, ist gefährlich“, lacht er laut.

APA/Wolfgang Hauptmann

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Wien Krone
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