„Killers Of The Flower Moon“: Martin Scorsese widmet den systematischen Morden am indigenen Volk der Osage ein 3,5-Stunden-Epos. Die „Krone“ sprach mit dem Star-Regisseur.
Es ist ein äußert sensibles Kapitel der US-amerikanischen Geschichte: Die nordamerikanischen Ureinwohner der Osage Nation werden über Nacht vom Reichtum überschwemmt. In den 1920ern macht der Fund von Erdöl in Oklahoma das indigene Volk zu einem der wohlhabendsten der Welt. Doch der scheinbare Segen entpuppt sich zum Fluch, denn Neid und Gier werden unter den Weißen erweckt. Was mit Erpressung und Diebstahl beginnt, endet in einem systematischen Mord an etwa 24 Mitgliedern des Osage-Stammes. Wahre Begebenheiten, die Regie-Legende Martin Scorsese mit „Killers of The Flower Moon“ in stattliche 207 Minuten Filmlänge gepackt hat - und den Kino-Besuchern nicht nur Zeit, sondern auch Nerven abverlangt. Rausgekommen ist ein Gangster-Historienepos mit einem Hauch von Wildwest zwischen Ölbaronen und korrupten Gesetzeshütern. Dafür hat Scorsese erneut die Schauspiel-Größen Robert DeNiro und Leonardo Dicaprio vereint und Lily Gladstone, die selbst indigene Wurzeln hat, als weibliche Hauptrolle gewonnen.
Wie sehr kann sich ein Weißer in die Grausamkeiten dieser Ausbeutung, Täuschung und Ermordung der indigenen Bevölkerung hineinfühlen? „Mein Credo war: Verbringe Zeit mit ihnen. Ich hatte 1974 im Pine Ridge Reservat eine Begegnung mit amerikanischen Ureinwohnern. Es war traumatisch. Ich war zu jung. Ich verstand nicht, was passiert war. Was Reservate bedeuteten. Ich denke, was Häuptling Standing Bear vor den Dreharbeiten von mir brauchte, war zu wissen, dass ich ihn nicht ausnutzen und die Geschichte nicht sensationalisieren würde“, so Scorsese zur „Krone“. „Sie fühlten, dass Herz da war. Und dass ich mein Bestes tun würde, um eine Vertrauensbasis mit ihnen zu schaffen.“ Was das derzeitige Oberhaupt der Osage bestätigt: „Mein Volk hat sehr gelitten, die Auswirkungen sind bis zum heutigen Tag zu spüren. Aber ich kann im Namen der Osage sagen, dass Scorsese und sein Team das Vertrauen wiederhergestellt haben.“
Es ist eine Geschichte, in der die Kriminellen Millionen machten, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden. Die meisten Morde bleiben bis heute ungeklärt. „Ich habe das Gefühl, dass Gier ein Teil unserer menschlichen Natur ist. Unter den falschen Umständen kann dann eine ganze Kultur in diese Richtung gehen. Gier öffnete die Büchse der Pandora: Leute, die alles ausnutzen, wenn nötig töten, um etwa ein Land zu erobern. Wir sehen es jetzt. Es passiert gerade in der Welt“, so der Star-Regisseur, der übrigens Ehrenpräsident des Österreichischen Filmmuseums ist. „Ich würde gerne wieder nach Wien kommen, ja“, freut er sich über die Frage nach seinem Österreich-Bezug. Ich habe Zeit in der Bibliothek dort verbracht. Es sind tolle Erinnerungen!„ Wegen familiärer Probleme und solcher in Bezug auf sein Alter und das Herumfliegen sei er derzeit jedoch eingeschränkt. “Aber auf der nächsten Tour, hoffe ich sehr, dass ich einen Zwischenstopp einlegen und Wien wieder mit frischen Augen besuchen kann.„
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