„Überall Leichen“

Hunderte Tote bei Angriff auf Krankenhaus gemeldet

Ausland
17.10.2023 20:38

Bei einem Raketeneinschlag in einen Krankenhauskomplex hat es dem von der Terrororganisation Hamas geführten Gesundheitsministerium zufolge Hunderte Opfer gegeben. Während die Palästinenser von einem israelischen Angriff sprechen, bringt das israelische Militär das Unglück mit dem Islamischen Dschihad (PIJ) und der Hamas in Verbindung.

„Nach den Informationen der Geheimdienste, die auf mehreren uns vorliegenden Quellen basieren, ist der Islamische Dschihad für einen fehlgeschlagenen Raketenangriff verantwortlich, der das Krankenhaus getroffen hat“, teilte die israelische Armee am Dienstagabend mit.

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärte: „Hamas und der Palästinensische Islamische Dschihad sind Terrorgruppen, die keinen Wert im menschlichen Leben sehen. Heute Abend haben sie mit ihrem eigenen Raketenstart Hunderte Zivilisten in einem Krankenhaus in Gaza getötet. Sie feuern Raketen aus zivilen Gebieten ab und zielen auf Zivilisten.“ 

Bei dem Einschlag auf dem Gelände des Krankenhauses Al Ahli Arab sind laut dem Gesundheitsministerium der im Gazastreifen herrschenden Hamas mindestens 500 Menschen getötet worden. Der örtliche Leiter des Zivilschutzes nannte dem arabischen Fernsehsender Al Jazeera 300 Todesopfer. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Opferzahl dürfte noch steigen
Weiter erklärte die israelische Armee, eine Analyse der operativen Systeme weise darauf hin, dass „eine Raketensalve von Terroristen in Gaza abgefeuert wurde, die in unmittelbarer Nähe des Ahli-Krankenhauses vorbeizog, als dieses getroffen wurde“. Die Hamas erklärte, „hunderte Opfer“ seien noch unter den Trümmern der zerstörten Gebäude.

Der Nahost-Experte Charles Lister berichtet von grauenhaften Szenen: „Die Bilder aus dem al-Ahli Krankenhaus in Gaza heute Nacht sind grauenhaft - Leichen und Körperteile, so weit das Auge reicht, verstreut (...) Decken, Kissen, Kinderrucksäcke und Lebensmittel sind überall - der Ort des heutigen Luftangriffs war ein Zufluchtsort für 1000 Vertriebene.“

Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas sprach von einem „Krankenhaus-Massaker“, wie die palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa meldete. Er ordnete an, die Fahnen für drei Tage auf halbmast zu setzen und der „Märtyrer“ in dieser Zeit zu gedenken. Kritik kommt auch aus der Türkei.

Der Beschuss eines Krankenhauses, in dem Frauen, Kinder und unschuldige Zivilisten untergebracht seien, sei das jüngste Beispiel für israelische Angriffe, die frei seien von den grundlegendsten menschlichen Werten, teilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Dienstagabend auf Twitter mit. Er rief die gesamte Menschheit dazu auf, diese „in der Geschichte beispiellose Brutalität“ zu stoppen.

Angst vor Vergeltung
Israel hat seine Staatsbürger daraufhin aus Angst vor Vergeltungsschlägen zum Verlassen der Türkei aufgefordert. Die Alarmstufe für das Land sei auf die höchste Warnstufe (hohe Bedrohung) erhöht worden, teilte der Nationale Sicherheitsrat am Dienstagabend mit.

Viele Menschen wurden mit Kopfverletzungen eingeliefert, auch Kinder befanden sich unter den Verletzten. (Bild: Mahmud HAMS / AFP, Krone KREATIV)
Viele Menschen wurden mit Kopfverletzungen eingeliefert, auch Kinder befanden sich unter den Verletzten.
Die Lage vor Ort sei „grauenhaft“, heißt es. (Bild: AFP)
Die Lage vor Ort sei „grauenhaft“, heißt es.

Millionen Menschen auf der Flucht
Fast die Hälfte der Zivilbevölkerung des Gaza-Streifens ist nach Schätzung des UN-Nothilfebüros (OCHA) inzwischen auf der Flucht. Rund eine Million Menschen hätten ihre Wohnungen bis Montagabend verlassen. Ein Drittel der Menschen habe Zuflucht in Gebäuden des UN-Hilfswerk für Palästinenser gesucht, hieß es.

Andere kampierten im Freien oder seien bei Freunden und Verwandten im Süden des Gebiets untergekommen. Krankenhäuser seien mangels Strom und Treibstoff für Generatoren „am Rande des Zusammenbruchs“.

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