Kirche lobt Kernwaffen

Für „Gleichgewicht“: Moskau will wieder Atomtests

Ausland
18.10.2023 15:25

Russland hat am Mittwoch einen Teilausstieg aus dem internationalen Abkommen zum Verbot von Atomwaffentests forciert. Bei einer Predigt in Moskau huldigte Patriarch Kyrill I. sogleich Russlands Atombombe als „göttliche Vorsehung“.

Die russische Staatsduma stimmte am Mittwoch für einen neuen Gesetzesentwurf, der Russlands Ratifizierung des Vertrags, der das Testen von Atomwaffen verbietet, rückgängig macht. Davor hatte der russische Präsident Wladimir Putin bereits ein Vorhaben in diese Richtung angekündigt, mit der Begründung, die USA hätten den sogenannten Teststoppvertrag (Comprehensive Test-Ban Treaty, CTBT) aus dem Jahr 1996, der sämtliche Kernwaffentests untersagt, nicht ratifiziert. Mit Stand 2023 hatten sich 187 Staaten dem Abkommen angeschlossen.

Vorwurf: USA haben Abkommen nicht ratifiziert
Der russische Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin hatte am Dienstag bemängelt, dass Russland die gleichen Möglichkeiten haben müsse wie die zweite große Atommacht USA. Schließlich könnten die Vereinigten Staaten jederzeit Kernwaffen testen. Russland habe 20 Jahre darauf gewartet, dass Washington das Abkommen ratifiziere. Nun müsse Moskau das strategische Gleichgewicht wieder herstellen und alles zum Schutz der Bürger tun.

Die Duma in Moskau (Bild: APA/AFP/Yuri KADOBNOV)
Die Duma in Moskau

Der Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I. pries im Rahmen einer Zeremonie Atomwaffen hoch. Die Feier war dem russischen Physiker und führenden Kernwaffenentwickler Radi Ikajew gewidmet, der mit einem Orden ausgezeichnet wurde.

„Freies“ und „unabhängiges“ Russland dank Atombombe 
„Ohne Kurtschatows (Igor Kurtschatow entwickelte die sowjetische Atombombe, Anm.) und Radi Ilkajews Arbeit gäbe es unser Land wahrscheinlich gar nicht“, führte der Patriarch aus. Die Schaffung der Waffe sei eine Vorsehung Gottes. „Dank dieser Kraft blieb Russland frei und unabhängig. Wir alle müssen diese Errungenschaft der Wissenschaftler, die das Land gerettet haben, für immer in Erinnerung behalten.“ Einen Teil der Zeremonie veröffentlichte der Telegram-Kanal „Ostoroschno, nowosti“.

Russische Kirche unterstützt Ukraine-Krieg
Die russisch-orthodoxe Kirche ist Teil der Propagandamaschine des Kremls und unterstützt den brutalen Angriffskrieg in der Ukraine. Im Juni hatte das russische Kirchengericht einen Priester wegen kriegskritischer Predigten des Amtes enthoben. Das Gericht stempelte ihn als „eingebildeten Pseudopazifisten“ ab und merkte an, dass Pazifismus nicht mit der tatsächlichen Glaubenslehre vereinbar sei.

Patriarch Kyrill I. (links) ist Putin treu ergeben. (Bild: AP/Russian Orthodox Church Press Service/Oleg Varov)
Patriarch Kyrill I. (links) ist Putin treu ergeben.

Selbst Papst Franziskus sollte „belehrt“ werden
Patriarch Kyrill I. rechtfertigt seit langem den blutigen russischen Überfall auf das Nachbarland und fordert die Geistlichkeit und die Gläubigen immer wieder auf, für die Gesundheit von Putin zu beten.

Papst Franziskus beschwerte sich, dass der Patriarch während eines Gesprächs mit ihm 20 Minuten lang Argumente von einem Blatt Papier abgelesen habe, mit denen der russische Angriffskrieg gerechtfertigt werden sollte. Später veröffentlichte die Russisch-orthodoxe Kirche eine Rede des Patriarchen, in denen er sich an den Papst wandte und darüber sprach, wie lange es dauern würde, bis die Raketen Moskau erreichten.

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