In der Affäre um die vor Jahren erfolgten Millionenzahlungen des FC Barcelona an einen Schiedsrichter-Funktionär hat die spanische Justiz nun auch Anklage gegen den heutigen Klub-Präsidenten Joan Laporta erhoben.
Entsprechende Medienberichte bestätige ein Sprecher des FC Barcelona am Donnerstag auf Anfrage. Die Vorwürfe des Ermittlungsrichters Joaquín Aguirre bezögen sich auf Laportas erste Amtszeit beim FC Barcelona von 2003 bis 2010, schrieb die Zeitung „Mundo Deportivo“.
Der Richter habe die Regeln zur Verjährung überprüft und sei zum Ergebnis gekommen, dass die möglichen Gesetzesverstöße in Form von Zahlungen des Klubs an ein Unternehmen des damaligen Vizechefs des Schiedsrichter-Ausschusses CTA, José María Enríquez Negreira, doch nicht verjährt seien. Der FC Barcelona reagierte inhaltlich zunächst nicht auf die Anklage.
7,3 Millionen Euro
Erst Ende September hatte die Polizei Räumlichkeiten des nationalen Fußball-Verbandes RFEF durchsucht. Die Ermittlungen waren im März nach einer Anzeige der Staatsanwaltschaft aufgenommen worden. Von 2001 bis 2018 soll der katalanische Klub demnach gut 7,3 Millionen Euro an ein Unternehmen von Enríquez Negreira überwiesen haben. Die Ermittler hegen den Verdacht, dass diese Zahlungen dazu dienten, Barça bei der Entscheidungsfindung der Schiedsrichter zu begünstigen.
Die Anzeige richtete sich zunächst gegen Enríquez Negreira sowie den Klub und auch gegen dessen früheren Präsidenten Sandro Rosell und Josep Maria Bartomeu sowie weitere Ex-Barça-Funktionäre. Sowohl Vereinsvertreter als auch Enríquez Negreira räumten die geschäftlichen Verbindungen ein, wiesen zugleich aber den Vorwurf der Korruption zurück. Laporta sagte, der Klub habe Beraterdienste in Anspruch genommen. Das sei aber „im Fußball bei den großen Klubs sehr normal“, beteuerte er.
Enríquez Negreira war zwischen 1977 und 1992 Schiedsrichter in der ersten Liga Spaniens und anschließend zwischen 1994 und 2018 Vizepräsident des CTA. Der 78-Jährige sagte in Interviews, er habe den FC Barcelona als CTA-Vizepräsident bei keiner Entscheidung oder Schiedsrichterernennung bevorzugt behandelt. Seine Firma Dasniel 95 SL habe den Klub mündlich beraten, etwa wie sich die Spieler je nach Schiedsrichter verhalten sollten.
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