Netflix fühlt sich nach dem erfolgreichen Vorgehen gegen Passwort-Trittbrettfahrer so sicher, dass der Dienst sich Preiserhöhungen erlaubt. Nutzer hierzulande werden davon vorerst verschont: Zunächst werden einige Abo-Varianten in den USA, Frankreich und Großbritannien teurer.
In den USA etwa hebt Netflix den Preis für das Basis-Abo mit nur einem Stream von 9,99 Dollar pro Monat auf 11,99 Dollar an. Das Premium-Abo mit bis zu vier gleichzeitigen Streams kostet neuerdings 22,99 statt 19,99 Dollar. Aus österreichischer Sicht spannender sind die Preiserhöhungen in Frankreich, wo das Basis-Abo fortan 10,99 statt 7,99 Euro kostet. Das Premium-Abo schlägt mit 19,99 statt vormals 17,99 Euro zu Buche.
Jagd auf Passwort-Trittbrettfahrer zeigt Wirkung
Für die Zuversicht sorgt der kräftige Schub im vergangenen Quartal: Das Vorgehen gegen das Teilen von Zugangsdaten und das günstigere Abo mit Werbeanzeigen ließen die Kundenzahl um 8,76 Millionen steigen. Die Anleger waren begeistert: Die Aktie stieg im nachbörslichen Handel am Mittwoch um mehr als zwölf Prozent, am Donnerstagmorgen vorbörslich um gut 13 Prozent.
Netflix geht seit dem Sommer dagegen vor, dass Nutzer einen Account über einen Haushalt hinaus teilen. Dafür wird zusätzliches Geld fällig - entweder zahlen die Mitbenutzer für ein eigenes Konto, oder der bisherige Account-Inhaber fügt sie für 4,99 Euro im Monat als Zusatzmitglied hinzu.
247 Millionen zahlende Kunden
Nach früheren Berechnungen von Netflix nutzten rund 100 Millionen das Passwort aus einem anderen Haushalt. Das Vorgehen gegen das Teilen der Accounts ist mit Risiko verbunden: Verärgerte Nutzer könnten auch lieber zu einem der vielen Streaming-Dienste der Konkurrenz wechseln. Netflix setzt jedoch darauf, dass das Angebot an Serien und Filmen so attraktiv ist, dass die Leute lieber mehr bezahlen. Diese Rechnung scheint trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds in vielen Ländern aufzugehen. Netflix kam nun zum Quartalsende auf 247,15 Millionen zahlende Kunden.
Neukunden setzen auf Werbung
Für das vergangene Quartal hatte Netflix selbst ein Plus von rund sechs Millionen Abonnenten in Aussicht gestellt - ähnlich wie im Vierteljahr davor. Das günstigere Abo mit Werbung spielt hier eine wichtige Rolle: In den Ländern, wo es verfügbar ist, entscheiden sich 30 Prozent der Neukunden dafür. Insgesamt sei die Zahl der Kunden mit Werbe-Abo binnen drei Monaten um 70 Prozent gestiegen. Für das laufende Vierteljahr rechnet Netflix nun mit einem Kunden-Zufluss in der Größenordnung des dritten Quartals.
Netflix dominiere aktuell im Streaming-Geschäft und löse sich vom Rest der Branche, sagte Branchenanalyst Rich Greenfield im US-Sender CNBC. Ein wichtiger Schritt für die Zukunft sei, dass die Firma Skydance Animation des früheren Pixar-Stars John Lasseter mit ihren Filmen von Apples Streaming-Dienst zu Netflix wechselte. Das könne Netflix helfen, bei Familien-Unterhaltung zu Disney aufzuschließen.
Das Abo mit Werbung laufe gut, weil sich dafür viele Nutzer entschieden, die bisher mit Passwörter von Freunden oder Familienmitgliedern Netflix schauten, betonte Greenfield. Netflix nimmt mit seinem Anzeigen-Angebot verstärkt die Werbegelder ins Visier, die bisher ins lineare Fernsehen flossen.
Netflix spielt Preiserhöhungseffekt herunter
Der Streaming-Dienst selbst betont, dass die Effekte der Trittbrettfahrer-Jagd noch einige Quartale andauern würden: Bisher seien einige Maßnahmen bei einigen Nutzergruppen noch gar nicht angekommen. Co-Chef Greg Peters spielte den möglichen Effekt der Preiserhöhungen herunter: So etwas schlage sich eher in den Anteilen der neu abgeschlossenen Abos nieder.
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