Freitagnachmittag wurde die dritte Verhandlungsrunde um den Metaller-KV komplett abgebrochen. Zuvor hatten sich die Gespräche nach anonymen Drohungen gegen Repräsentantinnen und Repräsentanten der Metalltechnischen Industrie nach hinten verschoben. Am Montag folgen nun Betriebsversammlungen in der gesamten Metallindustrie.
Freitagnachmittag war die Arbeitgeberseite den Gewerkschaften einen „einseitigen“ Abbruch der Gespräche vor. Diese gingen darauf nicht ein, sodern warfen der Gegenseite wiederum „keinerlei Bereitschaft, ernsthafte Verhandlungen zu führen“ vor. Die Industrie blieb am Freitag bei ihrem bisherigen Angebot - ein Plus von 2,5 Prozent sowie eine Einmalzahlung von 1050 Euro. Zusammen mit den Anti-Teuerungs-Maßnahmen der Regierung würde dadurch die Inflation abgedeckt, hieß es.
Die Gewerkschaften fordern weiter 11,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt. „Die Voodoo-Rechnung, dass das Arbeitgeberangebot 9 Prozent wert wäre, kann jeder Grundschüler widerlegen“, merkten Vertreter an. Die Gegenseite sprach in einer Aussendung zuvor von einer Erhöhung um durchschnittlich sieben bis neun Prozent bei den niedrigeren Löhnen. Die Inflation sei auf 6,1 Prozent gesunken und falle weiter. Die Rate der vergangenen zwölf Monate betrug jedoch 9,6 Prozent. Dieser Wert wird bei Verhandlungen eigentlich traditionell herangezogen.
Aufträge eingebrochen
Ein weiteres Argument, die Inflation nicht abzudecken, war ein Einbruch der Aufträge um bis zu 30 Prozent. „Die Realität ist: Wir können uns einen zu hohen Abschluss nicht leisten. In etlichen Unternehmen werden bereits Berechnungen angestellt, wie viele Arbeitsplätze aufgrund der Gewerkschaftsforderungen gefährdet sind“, sagte Obmann und Unternehmer Christian Knill. Die Bezahlung sei bereits „sehr gut“, das aktuelle Umfeld müsse berücksichtigt werden.
Der Start der dritten Verhandlungsrunde war bereits holprig verlaufen. So hatte sie wegen anonymer Drohungen gegen die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber der Metalltechnischen Industrie bereits verspätet begonnen. Der Polizei wurde ein Drohbrief übermittelt.
Der Fachverband sieht unter anderem die Gewerkschaften für die Situation mitverantwortlich. Diese hätten in den vergangenen Tagen mit massiven Angriffen und aggressiver Sprache gegen die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber persönlich mobilisiert. Sie müssten sich nun öffentlich von Beschimpfungen und Drohungen distanzieren. Für Verhandlungen brauche es einen „sachlichen Kommunikationsstil“, heißt es in einer Aussendung.
Gewerkschaften weisen Vorwurf zurück
Die Gewerkschaften weisen den Vorwurf ihrerseits zurück. „Drohungen sind absolut inakzeptabel, ein solches Vorgehen lehnen wir ab.“ Sozialpartnerschaftliche Gespräche seien das Gegenteil von Aggressivität. In der Metalltechnischen Industrie arbeiten österreichweit ungefähr 120.000 Menschen.
Am Montag, 23. Oktober, folgen Betriebsversammlungen in der gesamten Metallindustrie. „Dabei werden vorsorglich Beschlüsse für gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen eingeholt", kündigten die beiden Gewerkschafter Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) an. „Noch nie gab es so eine hohe Beteiligung bei den Betriebsratskonferenzen in der Metallindustrie. Die Bereitschaft, Maßnahmen in den Betrieben zu setzen, ist groß“, sagten sie bereits am Montag.
Zehn Prozent Plus in anderen Branchen
Bisher gab es zwei ergebnislose Verhandlungsrunden. Die Abschlüsse der vergangenen Wochen in anderen Branchen lagen alle bei rund zehn Prozent Plus. Die Sozialberufe haben in ihrer KV-Runde ein Plus von 15 Prozent gefordert. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Angebot von 2,5 Prozent und einer Einmalzahlung niedrig.
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