Dringend benötigt
Gaza-Grenze offen: Erste Hilfslieferungen rollen
Vorsichtiges Aufatmen für die palästinensische Zivilbevölkerung, die im Zuge des Krieges zwischen der Terrororganisation Hamas und Israel nicht nur zwischen die Fronten gerät, sondern auch unter unmenschlichen Bedingungen in provisorischen Zeltstädten oder Trümmerlandschaften ohne Strom, Lebensmittel und ausreichend Wasser ausharren muss. Samstagmorgen ist der Grenzübergang Rafah geöffnet worden. Erste Hilfslieferungen rollen bereits.
Einige Lastwagen fuhren von Ägypten in den palästinensischen Bereich des Grenzübergangs Rafah, wie auf Bildern im ägyptischen Fernsehen zu sehen war. Demnach sollen Güter von 20 Lastwagen mit Arzneimitteln in den Gazastreifen geliefert werden. Dem Vernehmen nach dürfen die Hilfsgüter nur im Süden des Palästinensergebiets an Zivilisten verteilt werden und nicht in die Hände der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas fallen. Der Verteilung wird streng überwacht. Auf palästinensischer Seite brachen 36 leere Lkw in Richtung Ägypten auf, um dort mit weiteren humanitären Gütern beladen zu werden.
Die Grenzöffnung zur Lieferung von humanitärer Hilfe war von US-Präsident Joe Biden vermittelt worden. Wie lange die Grenze für Hilfslieferungen offen bleiben sollen, ist noch unklar. Zuletzt hatten sich etwa 170 Lastwagen mit humanitären Versorgungsgütern auf ägyptischer Seite vor dem Übergang gestaut. Die Lkw seien bereit und auf „Stand-by“, sagte eine Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Samstag in Kairo.
An Bord der ersten Laster waren unter anderem 60 Tonnen Lebensmittel des UNO-Welternährungsprogramms (WFP) an Bord. Dosen mit Thunfisch, Weizenmehl, Nudeln, Bohnen und Tomatenpaste würden so schnell wie möglich an die Bedürftigen verteilt, teilte das WFP am Samstag mit. „Diese Nahrungsmittel werden dringend gebraucht, die Verhältnisse im Süden des Gazastreifens sind katastrophal“, sagte die WFP-Exekutivdirektorin Cindy McCain. Sie appellierte an alle Seiten, weitere Konvois zuzulassen und dafür zu sorgen, dass die humanitären Helferinnen und Helfer im Gazastreifen bei der Verteilung der Hilfsgüter geschützt werden. Das WFP habe weitere 930 Tonnen Lebensmittel auf ägyptischer Seite des Grenzübergangs. Das WFP wolle 1,1 Millionen Menschen in den nächsten zwei Monaten unterstützen.
Lkw wegen israelischer Luftangriffe gestoppt
In der Nacht auf Samstag sollten bereits zwei Lastwagen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Die Lkw hatten demnach Medizin geladen und Medienberichten zufolge auch Leichentücher. Ein Team aus Medizinern sollte mit den Lastwagen ebenfalls in den Gazastreifen einfahren. Die Vorbereitungen zur Einfahrt seien dann aber gestoppt worden wegen neuer Luftangriffe Israels in den frühen Morgenstunden, hieß es aus Sicherheitskreisen.
Trucks mit Aufschrift „Für unser Volk in Palästina“
Rafah gilt als der einzige Weg, dringend benötigte Hilfe in den Gazastreifen zu bringen. Israel hatte einer Öffnung des Grenzübergangs für die Lieferung von Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten zugestimmt. Die Lkw und Krankenwagen waren bei einem Großaufgebot an Sicherheitskräften zur Grenze gefahren. Auf einigen steht geschrieben: „Für unser Volk in Palästina“.
UNO-Generalsekretär: „Lkw machen Unterschied zwischen Leben und Tod“
UNO-Generalsekretär António Guterres hatte den Grenzübergang am Freitag auf ägyptischer Seite besucht und eine rasche Abfahrt für die Laster gefordert. Zwei Millionen Menschen im Gazastreifen würden „enorm leiden“, weil ihnen unter anderem Wasser, Nahrungsmittel und Medikamente fehlten. „Diese Lastwagen machen den Unterschied zwischen Leben und Tod für so viele Menschen im Gazastreifen.“ Israel verhängte nach Beginn des jüngsten Konflikts eine Blockade des Gazastreifens und riegelte die Küstenenklave damit faktisch ab.
Die Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet und dabei etwa 1400 Menschen getötet sowie rund 200 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion auf den Angriff riegelte Israel den Gazastreifen ab und startete dort massive Luftangriffe. Nach Angaben der Palästinenserorganisation Hamas wurden seit Kriegsbeginn mindestens 4137 Menschen in dem Gebiet getötet und 13.162 weitere verletzt.
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