Anja (41), die an Autismus leidet, geht normalerweise mit Sonnenbrille und Kopfhörern in den Supermarkt einkaufen. Anders schafft sie es kaum, sich auf die Suche nach den benötigten Produkten zu konzentrieren, die sie auf ihrem Einkaufszettel stehen hat. Stille Stunden, wie sie in einigen Billa-Märkten eingeführt wurden, sollen ihr helfen.
Es gibt fixe Einkaufszeiten, wo der Geräuschpegel im Markt auf das absolut Nötigste heruntergefahren wird. Gedämmtes Licht, keine Musik, keine Werbedurchsagen, kein Rumpeln der Rollcontainer, kein Einräumen der Regale, ja sogar das Piepsen an der Kassa wird unterdrückt. „Die Summe dieser Reize stresst enorm, nach so einem Einkauf muss ich mich daheim hinlegen“, verrät Anja, auf deren Gehirn alle Geräusche in gleicher Intensität einprasseln.
Dazu kommt noch die oft unvermittelte Nähe anderer Menschen. Wenn jemand ein Produkt, vor dem sie steht, ungeduldig von hinten aus dem Regal fischen muss. „Ich kann Körpersprache nicht intuitiv deuten“, verrät Anja. Andere Kunden, die ebenfalls zur stillen Stunde einkaufen, werden vom Personal ersucht, sich ruhig zu verhalten. „Sie zeigen durchaus Verständnis, wenn man sie bittet, etwas leiser zu sein“, erzählt Filialleiterin Sandra Goritschnig.
Wie insgesamt 30 Billa-Angestellte wurde sie von Projektpartner „Inklusion Kärnten“ für den Umgang mit der speziellen Kundengruppe geschult. „Wir haben auch Wahrnehmungsübungen gemacht, um die Sichtweise der Autisten besser zu verstehen“, verrät Psychologin Birgit Bierbaumer.
Die Aktion ist für alle gut, nicht nur für Autisten. Auch für uns Angestellte ist Ruhe zwischendurch ganz angenehm.
Sandra Goritschnig, Filialeiterin, Billa
In folgenden Filialen gibt es die stillen Stunden: Klagenfurt, Ebentaler Straße 55 (14-15 Uhr), 10. Oktober Straße (15-16); Krumpendorf (15-16), Völkermarkt, Klagenfurter Straße (14 -15).
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