In der Nacht auf Samstag haben Unbekannte eine israelische Fahne von dem Wiener Stadttempel gerissen. Die Polizei hat den Vorfall Medien gegenüber bestätigt, nachdem ein Video davon im Netz aufgetaucht war. Gepostet hatte es Bini Guttmann, ein Wiener Vorstandsmitglied des „World Jewish Congress.“
„Gestern Nacht gab es einen antisemitischen Angriff auf den Wiener Stadttempel (...). Die Lage ist auch für Jüdinnen und Juden in Europa ernst“, schrieb er am Samstagabend zu dem Video. Zu sehen ist darin, wie zwei junge Männer die Israel-Fahne über der Tür des jüdischen Tempels herunterreißen. Der Stadttempel ist die Hauptsynagoge von Wien und befindet sich in der Seitenstettengasse im 1. Bezirk.
Hier sehen Sie das Video auf der Plattform X (früher Twitter).
Täter nicht ausgeforscht
Im Video ist zudem eine Frau zu sehen, die ein Maschinengewehr imitiert. Die Polizei hat den Vorfall bereits bestätigt. Am Samstagabend hieß es, dass die Täter noch flüchtig sind. Andere Quellen hatten zuvor berichtet, dass die Männer bereits ausgeforscht seien. Passantinnen und Passanten sollen versucht haben, die jungen Männer festzuhalten - jedoch ohne Erfolg.
Auf Social Media gibt es bereits erste Reaktionen, beispielsweise von Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr, der die Tat als „einfach gestört“ bezeichnet. „Eine jüdische Einrichtung anzugreifen und sich auch noch dabei zu filmen, muss Konsequenzen haben“, schrieb er am Samstagabend auf der Plattform X (früher Twitter). Auch weitere Politikerinnen und Politiker wie NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger haben sich zu dem Vorfall geäußert.
Hier sehen Sie den Tweet von Christoph Wiederkehr.
Keine Überwachung
Immer wieder wurde und wird die Frage gestellt, warum die Hauptsynagoge Wiens zum Zeitpunkt des Vorfalls (etwa 2 Uhr am Samstag) nicht bewacht war. Die Nutzerinnen und Nutzer weisen auf die verschärfte Situation angesichts des Kriegs im Nahen Osten und die erhöhte Terrorwarnstufe hin. Tatsächlich werden die Gebäude laut der Polizei nur zu den Öffnungs- und Gebetszeiten überwacht.
Hier sehen Sie den Tweet der Polizei zu den Öffnungszeiten.
Seit Freitag unterstützen auch Soldatinnen und Soldaten die Polizei dabei, jüdische Einrichtungen zu bewachen. Der jüngste Vorfall am Wochenende dürfte nun zu einer breiten Diskussion bezüglich der Sicherheitsvorkehrungen führen. Sind diese tatsächlich ausreichend oder muss nachgeschärft werden? Beiträge zu der abgerissenen Fahne haben innerhalb weniger Stunden bereits hunderte Kommentare bekommen.
Vorfälle in Linz und Salzburg
In den vergangenen Wochen wurden österreichweit in vielen Städten Israel-Flaggen aufgehängt. In Salzburg rissen sie zwei 14-Jährige wieder herunter, dabei soll es sich aber nicht um eine politisch motivierte Tat gehandelt haben. In Linz zerschnitten Unbekannte die Fahne, die aus Solidarität mit der israelischen Bevölkerung gehisst worden war.
Terroristische Anschläge
Der Stadttempel in Wien war in der Vergangenheit immer wieder Ziel von terroristischen Angriffen. 1979 explodierte beispielsweise Plastiksprengstoff im Hof der Synagoge, eine palästinensische Gruppe bekannte sich damals zur Tat. Zwei Jahre später forderte der nächste Anschlag zwei Tote und 21 Verletzte. Der jüngste Anschlag ereignete sich 2020. Damals kamen fünf Menschen ums Leben, 22 weitere wurden verletzt.
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