„Benzinbrüder“, „Hinterholz 8“, „Kaisermühlen Blues“, „MA 2412“: An Roland Düringer kommt man in Österreich kaum vorbei. Seine Rollen als fanatischer Autonarr, patscherter Häuslbauer, transdanubischer Prolet oder saturierte Amtsperson sind geradezu Teil der rot-weiß-roten Folklore. Nach einem radikalen Imagewandel und einer Parteigründung ist es in den vergangenen Jahren etwas ruhiger um den Kabarettisten und Schauspieler geworden. Am 31. Oktober wird Düringer 60 Jahre alt.
Sein Weg ins Rampenlicht war dem gebürtigen Wiener einigermaßen in die Wiege gelegt. Immerhin war Düringers Vater Garderober am Burgtheater. Gerade dem Teenageralter entwachsen, zog es den HTL-Absolventen dann selbst Richtung Bühne. Ab 1982 nahm er Schauspielunterricht bei Herwig Seeböck. Seine ersten Auftritte hatte das Nachwuchstalent dann drei Jahre später im zweiten Programm „Atompilz von links“ der inzwischen legendären Kabaretttruppe Schlabarett, bei der u.a. auch Alfred Dorfer oder Andrea Händler - ebenfalls unter Seeböcks Fittichen - mitspielten.
Kometenhafter Aufstieg
In den 90ern begann schließlich der kometenhafte Aufstieg des Roland Düringer in die oberste Liga der Kleinkunst. 1994 brachte er sein erstes und vier Jahre später verfilmte Solo „Hinterholzacht“ über die Schattenseiten des vermeintlichen Eigenheimglücks heraus. Es folgten „Superbolic“ (1995) und das Erfolgsprogramm „Die Benzinbrüder“ (1997), das landesweit gestürmt wurde und seinem Schöpfer als ersten Kabarettisten Österreichs zweimal eine ausverkaufte Wiener Stadthalle mit insgesamt 16.000 Zuschauerinnen und Zuschauern bescherte.
Zugleich wurde Düringer auch auf der Kinoleinwand und im TV zum Publikumsliebling. 1993 spielte er im Kultfilm „Muttertag“ - hervorgegangen aus einem Schlabarett-Stück und großteils besetzt mit Mitgliedern der damals schon aufgelösten Gruppe - u.a. die Rolle des Opa Neugebauer, dessen Ausspruch „I sog‘s glei‘, i wor‘s net“ angesichts eines zu Tode gekommenen Hamsters zum geflügelten Wort werden sollte. Regie führte Harald Sicheritz, für den der Jubilar noch bei einer Vielzahl an Projekten mitwirken sollte - etwa bei „Freispiel“ (1995), „Wanted“ (1999), „Poppitz“ (2002) und eben „Hinterholz 8“ (1998), das mit knapp 620.000 Besucherinnen und Besuchern immer noch der erfolgreichste österreichische Kinofilm aller Zeiten ist. Dafür heimste er auch eine Romy als beliebtester Schauspieler und den Diagonale-Schauspielerpreis ein.
Im Jahr 2000 spielte er in Florian Flickers vielfach ausgezeichnetem Film „Der Überfall“ eine Hauptrolle, für die er gemeinsam mit den anderen beiden Hauptdarstellern Josef Hader und Joachim Bißmeier mit dem Bronzenen Leoparden in Locarno ausgezeichnet wurde.
Kult-Rollen für Düringer
Wegbegleiter Sicheritz hatte auch bei den Erfolgsserien „Kaisermühlen Blues“ und „MA 2412“ rund um die Jahrtausendwende seine Finger im Spiel, in denen Düringer den Paradeproleten Joschi Täubler bzw. (neben Dorfer als Mike Weber) den Beamten Engelbert Breitfuß gab und damit seinen Platz in der obersten Popularitätsliga endgültig absicherte. Das „Amt für Weihnachtsdekoration“ schaffte es 2003 auch in die Kinos. Heuer stand Düringer, nach einem Doppel-Comeback 2022, für weitere zwei Folgen der rot-weiß-roten Sitcom vor der Kamera, die Ausstrahlung ist für 2024 im ORF geplant.
In den 2000ern verabschiedete sich der Schauspieler und Kleinkünstler langsam von seinem Image als Benzinbruder und brachialer Wuchtldrucker, ließ Konsumkritik in seine Programme einfließen („Düringer ab 4,99“, 2006) oder lud ab 2010 zu Vorträgen, die als Trilogie („Ich - Ein Leben“, „Wir - Ein Umstand“, „Ich - Alleine?“) angelegt waren. Zudem äußerte er sich immer wieder in Wutbürgermanier, ließ sich später einen Ziegenbart wachsen und versuchte sich öffentlichkeitswirksam als Aussteiger samt minimalistischem Lebensstil „wie in den 70ern“, indem er auf Handy, Fernsehen und Konto verzichtete und in einen Wohnwagen zog.
Politische Ambitionen
Für noch mehr Staunen sorgte der Kabarettist, als er 2016 die Partei „Meine Stimme gilt!“ - eine Art politisches Kunstprojekt - gründete, damit bei der Nationalratswahl im Jahr darauf antrat und im Zuge des Wahlkampfes u.a. eine Ladung Pferdemist vor dem Parlament ablud. 0,95 Prozent der Wählerinnen und Wähler konnte er damit überzeugen. Über politische Abgründe drehte sich auch sein 2017 nach längerer Bühnenabstinenz veröffentlichtes Programm „Der Kanzler“. Während der Corona-Pandemie nahm er an maßnahmenkritischen Aktionen teil.
Mit seinem 13. und bis dato letzten Solo „Africa Twinis“, als „Hörspiel mit Licht“ angelegt, kehrte Düringer 2019 thematisch zu seiner Frühphase zurück. Zwei Freunde bereiten sich darin auf einen Motorradtrip vom Waldviertel nach Dakar vor. Daneben war er in den vergangenen Jahren in einigen Film- und TV-Produktionen in kleineren Rollen zu sehen. Im Vorjahr geriet er in seinem Austro-„Tatort“-Debüt im Fall „Das Tor zur Hölle“ als ehemaliger Zuhälter ins Visier des Ermittlerduos Moritz Eisner und Bibi Fellner. Derzeit tourt der Ex-Benzinbruder mit seinem „Regenerationsabend 2.0“, eine Weiterentwicklung der teils improvisierten Show „Regenerationsabend“ aus 1999, durch die Bundesländer. Termine sind bis Herbst 2024 fixiert.
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