Nach Gebet gezwungen

Moschee bei Moskau: Alle Männer in Krieg geschickt

Ausland
23.10.2023 09:24

In Russland häufen sich mittlerweile Fälle, wo Männer unter wüsten Drohungen in den Kriegsdienst gezwungen werden. Besondere Bestürzung ruft hervor, was sich am Freitag in der Nähe von Moskau zugetragen hat. Nach einem Gebet in einer Moschee wurden alle Männer, die sich dort befanden, von Polizisten festgenommen und zum Militär geschickt.

„Wir sind für (den russischen Präsidenten Wladimir, Anm.) Putin nur Verbrauchsmaterial“, schilderte eine Russin, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte, gegenüber krone.at. Unter dem Deckmantel der „Teilmobilmachung“ würden immer mehr Menschen rekrutiert, viele auch unfreiwillig.

So auch am Wochenende, wie Mamut Useinow, ein Betroffener, in den sozialen Netzwerken schilderte. Er sei in der Stadt Kotelniki bei Moskau in der Moschee bei einem Gebet gewesen. Beim Verlassen des Gotteshauses habe die Polizei eine Razzia veranstaltet und alle Männer, einschließlich ihm, mitgenommen. Useinow ortet einen eklatanten Rechtsverstoß durch das Wehrmelde- und Einberufungsamt.

Zu Vertragsunterzeichnung gezwungen
Den Männern sei versichert worden, dass man nur „ihre Dokumente überprüfen“ wolle. Ein Bus habe sie zu einer Militärbehörde in der Stadt Ljuberzy gebracht, wo eine ärztliche Untersuchung stattgefunden habe. Er sei, schrieb Useinow, für „tauglich“ erklärt und danach zu einem Sammelpunkt für Vertragssoldaten überstellt worden. Danach habe man ihnen befohlen, dass alle einen Ein-Jahres-Vertrag für einen Einsatz in der Ukraine unterzeichnen müssten, andernfalls wanderten sie ins Gefängnis.

Nie Vorladung erhalten
„Ich glaube, dass durch diese Vorgehensweise alle meine Rechte verletzt wurden“, schrieb Useinow. „Sie haben mich gewaltsam festgenommen, ich hatte keine Möglichkeit, gegen die Entscheidung Berufung einzulegen, ich hatte keine Möglichkeit, sie über meine Krankheiten und Überzeugungen in Kenntnis zu setzen.“ Und was am wichtigsten ist: Ich habe keine Vorladung erhalten.“

Viele Männer resignierten
Einige der festgehaltenen Männer hätten bereits ihre Militäruniform angezogen und sich auf ihren Kriegsdienst vorbereitet. Useinow schloss sich dem nicht an. In einer Story auf Instagram meldete er, dass er sich dem Ermittlungskomitee stellen müsse. Bislang sei alles beim Alten. „Wir sitzen da und wissen nicht, worauf wir warten. Niemand will uns sagen, was mit uns passieren wird“, so Useinow.

Rekrutierung aus dem Hinterhalt
In Russland passiert es immer wieder, dass Menschen mit erfundenen Vorwänden in den Krieg eingezogen werden. Im August wurde etwa eine Reihe von Polizeirazzien durchgeführt, die auf neu eingebürgerte Russen abzielten - vornehmlich solche, die sich im wehrpflichtigen Alter befinden.

Dabei wurden Gesetzesverstöße konstruiert, um die Migranten in den Kriegsdienst zu zwingen. Viel Resonanz bekam auch der Fall eines russischen Gehörlosen, der von Beamten über den Tisch gezogen wurde. Bei einer vermeintlichen Routinekontrolle unterschrieb er ein nichtssagendes Dokument, das als „reine Formalität“ getarnt wurde. Daraufhin wurde ihm unterstellt, er habe sich „freiwillig“ für den Krieg gemeldet.

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