Dass mit der neuen Schauspielchefin auch rasch Neues auf die Bühne muss, das war klar. Aber, dass es so kommt? Ein wenig elegantes Ende für Michael Maertens als Jedermann.
„Keine Frist willst du mir geben. Und überfällst eins ungewarnt, gar mitten drin im besten Leben, das ist kein ehrlich Spiel,“ so spricht Jedermann im „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ zum Tod, der ihm auf seinem Fest mitteilt, dass sein letztes Stündlein geschlagen hat. Michael Maertens, der dieses Jahr als neuer Jedermann auf den Domplatz trat, hätte sich vermutlich nicht träumen lassen, dass er diese Zeilen auch einmal im echten Leben sagen könnte. Nach Bekanntwerden seiner überraschenden Absetzung hat er es dann doch etwas anders formuliert. Aus allen Wolken sei er gefallen, als ihn Marina Davydova, die Neu-Schauspielchefin der Salzburger Festspiele, vor ein paar Tagen angerufen und ihm mitgeteilt habe, dass sein erster auch gleichzeitig sein letzter Sommer als Jedermann war. So berichtete er es am Sonntag.
Dass Davydova nach Amtsantritt schnell versuchen würde mit etwas Eigenem aus dem verblassten Licht ihrer Vorgängerin Bettina Hering zu treten, geschenkt. Doch am Ende macht der Ton die Musik und ein solch ungalantes Ende hat das neue und teilweise wirklich beachtenswerte „Jedermann“-Ensemble um Maertens nicht verdient.
So geht man nicht mit Menschen um
Hätte es nicht auch einfach eine neue Regie getan? Dass Michael Sturmingers Tage als Jedermann-Regisseur bald gezählt sein würden, war nach sieben Jahren und drei Inszenierungsversuchen sowieso schon zu vermuten. Trotzdem hat es auch ihn hart getroffen. Noch im Sommer soll Davydova ihm gegenüber, so berichtet Sturminger, das Vorhaben geäußert haben, die Inszenierung mit Maertens in der Hauptrolle gerne bis 2026 spielen zu wollen. Woher also plötzlich der Sinneswandel? Zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Zeilen sind die Salzburger Festspiele noch eine offizielle Begründung schuldig. Was man jedoch jetzt schon sagen kann: so geht man nicht mit Menschen um!
Den Rekord für die kürzeste Amtszeit hält trotzdem noch Philipp Hochmair, der 2018 für genau fünf Vorstellungen in der Rolle für den erkrankten Tobias Moretti einsprang. Wer auch immer der neue Jedermann werden soll, ist jedenfalls gut damit beraten, sich nicht auf mündliche Abmachungen zu verlassen. Mit denen scheinen es die Festspiele offensichtlich nicht allzu ernst zu nehmen.
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