Die ersten drei Tage im Prozess gegen Sebastian Kurz sind geschlagen. Zeit, um Bilanz zu ziehen. Ex-Staatsanwalt Gerhard Jarosch bewertet für die „Krone“ die ersten Prozesstage.
„Bis jetzt ist die Verteidigung gut aufgestellt“, analysiert Gerhard Jarosch. Er war 25 Jahre im Justiz-Apparat tätig und Sprecher der Österreichischen Staatsanwälte. Vor zwei Jahren verließ Jarosch die Justiz und wechselte als Berater zu „Change-Communications“.
„Kurz arbeitet in zwei Richtungen“
Der Ex-Staatsanwalt ortet drei Verteidigungsstrategien. „Kurz arbeitet vor allem in zwei Richtungen. Die eine lautet, er hat im U-Ausschuss nicht vorsätzlich gelogen. Aber sollte der Richter doch ein Haar in der Suppe finden, dann war es ein Aussagenotstand.“
Was bedeutet das? Im U-Ausschuss dürfen Aussagepersonen auch lügen, damit sie sich nicht selbst belasten. Das ist der mittlerweile berühmte Aussagenotstand. „Ob es einen Aussagenotstand gab, muss der Richter unabhängig davon prüfen, ob Kurz den Aussagenotstand zugibt oder nicht.“ Um das zu untermauern, argumentiert Kurz im Prozess oft damit, dass er im U-Ausschuss „Angst hatte, das ihm die Abgeordneten ein Strafverfahren anhängen“ wollen.
Kurz will zeigen, dass es im U-Ausschuss nicht um die Wahrheitsfindung geht, sondern darum, politische Tore zu schießen.
Gerhard Jarosch
Bild: Ian Ehm
Womit Jarosch schon die zweite Strategielinie von Kurz nennt. „Er will zeigen, dass es im U-Ausschuss nicht um die Wahrheitsfindung geht, sondern darum, politische Tore zu schießen.“ Vor allem die NEOS und die SPÖ wollten ihn „fertig machen“, sagte Kurz im Prozess.
Die dritte Strategie ist es, den Kronzeugen Thomas Schmid zu diskreditieren und ihn als karrieresüchtigen Egomanen darzustellen.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.