Frauen in der Kinderbetreuung verdienen durchschnittlich 1464 Euro netto, heißt es in einer Aussendung des Momentum Instituts. Damit würden sie nur 72 Euro über der Armutsgefährdungsschwelle liegen. Kritikerinnen und Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass sowohl die Gehälter von Voll- als auch von Teilzeitbeschäftigten herangezogen wurden.
In Oberösterreich würden die Vollzeitgehälter beim Einstieg bei fast 2100 Euro netto für Pädagoginnen und Pädagogen liegen, bei etwa 1700 Euro netto für Assistenzkräfte, hieß es aus dem Büro der Bildungslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP). Damit widerspricht sie der Analyse des gewerkschaftsnahen Momentum Instituts, die zu dem Schluss kommt, dass die Arbeit in Kindergärten in Oberösterreich, Tirol und Salzburg unter der Armutsgefährdungsschwelle abgegolten wird.
Höchster Lohn in Wien
In Tirol liegt das Gehalt demnach 152 Euro unter dem Durchschnittsgehalt in Österreich, und sogar 80 Euro unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1392 Euro (gerechnet für einen Ein-Personen-Haushalt). Damit nehme das Bundesland den letzten Platz ein. Am besten würden Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen mit 1661 Euro netto durchschnittlich in Wien verdienen. Der Bruttostundenlohn liegt dem Momentum Institut nach bei 14,97 Euro.
„Armutszeugnis für die Politik“
Zum Vergleich: Ingenieurinnen und Ingenieure sollen im Schnitt 34,81 Euro brutto pro Stunde erhalten. Die Einrichtung empfahl jetzt, die Löhne für Tätigkeiten in der Kinderbetreuung anzuheben. „Kinderbetreuung ist etwas, das einfach alle betrifft. Unsere Kinder gehen in den Kindergarten, wir selbst waren auch alle dort. Dass wir die Menschen, die uns in so einer vulnerablen Phase unseres Lebens betreuen und begleiten, so geringschätzend bezahlen, sogar teilweise so wenig, dass diese Betreuerinnen mit ihrem monatlichen Einkommen nicht einmal über der Armutsgrenze liegen, gleicht einem Armutszeugnis für die Politik“, führte Momentum-Chefökonomin Katharina Mader aus.
Protest in Wien am Dienstag
Am Dienstag wird in Wien für bessere Rahmenbedingungen protestiert, die Kindergärten der meisten privaten Träger bleiben daher geschlossen. In den städtischen Einrichtungen wurde ein Notbetrieb eingerichtet. Auch die Nachmittagsbetreuung für Schülerinnen und Schüler entfällt großteils. Die Gewerkschaften GPA und Younion haben für 11 Uhr zu einer Demonstration am Ring aufgerufen.
Die Gewerkschaften warnen vor einem zunehmenden Personalmangel. EduCare, ein österreichweiter Verein mit Vertreterinnen und Vertretern elementarer Bildungseinrichtungen, wies darauf hin, dass es aktuell schwer sei, eine entsprechende Qualität aufrechtzuerhalten. Immer wieder werden etwa mehr Personal, mehr Raum, Geld und kleinere Gruppen gefordert. Seit Herbst 2021 hat das Personal der Kindergärten mehrmals für bessere Arbeitsbedingungen protestiert.
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