Die Albertina in Wien gratuliert Gottfried Helnwein zum 75. Geburtstag: in der großen, beeindruckenden Ausstellung „Realität und Fiktion“ versammelt sie Werke aus den letzten drei Jahrzehnten
Grinsen war selten so unheimlich. Wenn man in die Tiefen der Albertina per Rolltreppe hinab schwebt, kommt einem die böseste Micky Maus der Welt bedrohlich näher. Gemalt hat sie Gottfried Helnwein, dem zum 75er mit einer Ausstellung gratuliert wird. Galt ihm 2013 eine Retrospektive, liegt der beeindruckende Fokus jetzt auf dem Schaffen der letzten drei Dekaden.
„Ich will Dinge sichtbar machen, die die Menschen lieber verdrängen und unsichtbar lassen würden. Ich will sie dazu verführen, diese Dinge anzusehen“, lautet die ungemütliche Einladung Helnweins. Des Hyperrealisten, der die Realität überhöht, einen Dreh realer macht - und zugleich künstlerisch abfedert, dass sie konsumierbar bleibt, um uns unsere Ängste herauszukitzeln und an Tabuthemen lustvoll zu kratzen.
Etwa wenn Hitler, ganz gütiger Onkel, auf Micky herabschaut. Oder ein Donald Duck mit grotesk verlängertem Schnabel wie ein Alb ein schlafendes Mädchen bedrängt, dann verschränkt Helnwein die Comics-Welt mit der grausigsten Realität und konterkariert sie zugleich. In jüngeren Arbeiten setzt er sexy-süße Mangas in explodierende Kriegskulissen. In „Angel Sleeping“ berühren Präparate missgebildeter Kinderköpfe, während seine „Disasters of War“, in denen er Gewalt an Kindern, Kindersoldaten und von Kindern verursachte Schulmassaker thematisiert, beklemmend aktuell bleiben.
Meister der (Kunst)Mäuse
Wer kennt sie nicht? Micky Maus - aber im gruseligen Kunstgewand von Gottfried Helnwein. Blendend versteht es der Künstler, sich unters Volk zu bringen. Seine großformatigen Gemälde erzielen auf dem Kunstmarkt Höchstpreise und hängen in den großen Museen auf der ganzen Welt. Doch seine Sujets, allen voran die herrlich böse „Mouse“, sind als Drucke in limitierten Editionen, natürlich vom Künstler signiert und in verschiedenen Formaten erhältlich - und somit auch für Durchschnittsverdiener erschwinglich. Und für die ganz Sparsamen grinst seine Maus, in Pink, kostengünstig vom Albertina-Ausstellungsplakat. Jedem sein Helnwein!
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