Kurz vor Halloween veröffentlichen Duran Duran ein Studioalbum, auf dem die britische Popband passend zum heidnischen Schauer-Fest eher düstere Töne anschlägt. „Wir wollten eine unterhaltsame Platte machen, aber auch ein bisschen in die dunklen Künste eintauchen“, sagt Schlagzeuger Roger Taylor im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
„Ich finde, die meisten unserer Alben haben eine dunkle Seite. Wenn man genauer hinhört, dann findet man immer ein oder zwei Songs, die etwas tiefgründiger und düsterer sind“, so Taylor. „Danse Macabre“ ist ein Mix aus Coverversionen, brandneuen Liedern und Neuaufnahmen weniger bekannter Duran-Duran-Songs, die laut Taylor zu Halloween passten. „Wir haben uns damit auf verbotenes Terrain begeben“, scherzt der 63-Jährige. „Denn die Fans wollen die Lieder so hören, wie sie ursprünglich aufgenommen wurden. Wir haben ein bisschen rebelliert und die Songs verändert oder auf eine Weise neu interpretiert, wie wir sie heute schreiben und produzieren würden.“
Schräger Charme
„Night Boat“ vom 1981er-Debütalbum klingt in der neuen Version etwas dramatischer. „Love Voudou“ ist hingegen grooviger als das Original von 1993, das „Love Voodoo“ hieß. „Secret Oktober“, ursprünglich eine B-Seite der Single „Union Of The Snake“, genießt unter Duran-Fans Kultstatus. Die düstere Ballade versprüht als „Secret Oktober 31st“ nun einen schaurig-schönen Charme. „Manche Leute werden sie nicht so gut finden“, sagt Taylor über die neuen Versionen, „andere finden sie vielleicht sogar besser“.
„Danse Macabre“ entstand als Folge eines Halloween-Konzerts, das Duran Duran vor einem Jahr in Las Vegas gaben. „Wir haben uns vorm Konzert hingesetzt und eine Liste von Songs zusammengestellt, die unsere dunkle Seite beeinflusst haben“, erzählt der Drummer. „Dann haben wir uns verkleidet und das Konzert gespielt.“ Viele Lieder von jenem Abend in Las Vegas landeten nun auf dem Studioalbum.
Mash-Up behalten
Kurios ist die Verschmelzung des bandeigenen „Lonely In Your Nightmare“ mit Rick James‘ „Super Freak“. „Das ist während der Proben entstanden“, erzählt Taylor. „Wir haben gejammt - und auf einmal spielt John (Taylor, Bassist) “Super Freak„.“ Tatsächlich hatte sich der Bassist von „Super Freak“ inspirieren lassen, als er 1983 den Song für das Album „Rio“ schrieb. „Es klang so gut, dass wir entschieden haben, dieses kleine Mash-Up zu behalten.“ Das Album enthält drei brandneue Songs. Der Chic-Gitarrist und frühere Duran-Duran-Produzent Nile Rodgers (71) verleiht „Black Moonlight“ seinen unverkennbaren Gitarrensound. „Confession In The Afterlife“ ist eine verträumte Ballade, der Titelsong vermischt Rock, Funk und Sprechgesang, wie es wohl nur bei Duran Duran funktioniert.
Die beiden ehemaligen Duran-Duran-Gitarristen Andy Taylor und Warren Cuccurullo wirken ebenfalls als Gäste mit. Taylor hatte eigentlich bei der Aufnahme in die Rock And Roll Hall Of Fame im vergangenen Jahr mit der Band auftreten sollen, doch eine schwere Krebserkrankung verhinderte das. „Wir hätten uns so gefreut“, sagt Drummer Taylor, der mit den anderen beiden Taylors nicht verwandt ist. „Also haben wir uns gesagt, das Zweitbeste wäre, wenn er auf dem Album spielt.“ Animositäten gegenüber Cuccurullo, dessen Ausstieg aus der Band 2001 nicht ganz harmonisch verlief, gebe es nicht. „Wir hatten über die Jahre etwas den Kontakt verloren, aber dieses Projekt hat uns wieder zusammengebracht“, sagt Taylor. „Duran ist wie eine dysfunktionale Familie, die für diese Platte wieder zusammengekommen ist.“
Von den Specials zu Billie Eilish
Auf „Danse Macabre“ machen sich die Briten sehr unterschiedliche Songs zu eigen, darunter Modernes wie „Bury A Friend“ von Billie Eilish oder Klassiker wie „Ghost Town“ von The Specials. Bei „Psycho Killer“ (Talking Heads) wirkt Måneskin-Bassistin Victoria De Angelis mit. „Supernature“ - von Disco-König Cerrone - fehlt es an Wucht. „Paint It Black“ ist tanzbar und trotzdem düsterer als das Original der Rolling Stones. Nick Rhodes‘ Synthesizer klingen nach trashigem 70er-Jahre-Gruselfilm und Simon Le Bon singt mit viel Theatralik.
Überhaupt ist der 64 Jahre alte Sänger stimmlich in bestechender Form. „Er arbeitet viel dafür. Er behandelt seine Stimme wie ein Opernsänger“, sagt Taylor über seinen Frontmann. „Es ist wirklich beachtlich, dass er in seinem Alter noch diese Stimme hat. Denn viele Sänger haben später Probleme, die Stimme leidet oft. Aber Simon wird offenbar stärker und stärker. Wir haben wirklich Glück.“ Halloween-Platte hin oder her, „Danse Macabre“ ist in erster Linie ein Popalbum und hat den vertrauten Duran-Duran-Sound. Nicht jeder Song ist ein Volltreffer und das Gesamtwerk wirkt seltsam chaotisch. Aber ein Album zum Gruseln ist „Danse Macabre“ keinesfalls.
Es gibt Grenzen
Dass sich Duran Duran nach dem Halloween-Projekt als Nächstes an ein Weihnachtsalbum wagen, ist übrigens nicht zu erwarten. „Es ist etwas, dass wir immer gemieden haben“, sagt Roger Taylor, der mit seinen Kollegen 1984 bei „Do They Know It‘s Christmas?“ (Band Aid) mitsang. „Schon in den frühen 80ern fanden wir Weihnachtsalben irgendwie kitschig - und deshalb haben wir uns davon immer ferngehalten.“
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