Sogar das FBI sucht nach einem Wiener Künstler. In den USA liegt eine Anklage gegen ihn vor - mit 20 Jahren Strafdrohung. In der Bundeshauptstadt tauchte er jetzt zu seinem - vergleichsweise harmlosen - Prozess auf. Vor zehn Jahren soll er Szene-Gastronom Martin Ho auf Facebook gedroht haben.
Er war auf einem erfolgreichen Weg, bestückte Galerien mit seinen abstrakten Malereien - die auch um viel Geld gehandelt wurden. Christian R. war 2013 gerade dabei, sich einen Namen zu machen. In den USA gelang ihm das auch, denn dort sucht die Justiz vergeblich nach ihm.
Anklage in den USA erhoben
2021 wurde dort Anklage gegen den Wiener mit brasilianischen Wurzeln erhoben wegen Verschwörung, arglistiger Täuschung und Identitätsdiebstahl. Der Künstler habe Bilder gefälscht und um Millionen verkauft. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu 20 Jahre Haft.
Sogar das FBI suchte nach ihm, in Portugal wurde er schließlich festgenommen. Und schaffte es mit anwaltlicher Unterstützung wieder nach Österreich - sein Heimatland. Der US-amerikanischen Justiz musste er sich deswegen nicht stellen, denn „eine Auslieferung österreichischer Staatsbürger ist unzulässig“.
Szene-Gastronom Martin Ho auf Facebook bedroht
Dafür wartete in Wien ein zehn Jahre alter Strafantrag auf ihn, wegen gefährlicher Drohung. Es gab Streitigkeiten rund um einen Kunst-Deal mit dem Szene-Gastronomen Martin Ho: „Eines Tages dürften bei ihm die Sicherungen gefallen sein. Da hat er sich auf Facebook ausgetobt“, erinnert der sich.
„Oida, du bist tot!“ oder „Eine falsche Aussage und du bist Geschichte!“ - schrieb er. Der Gastronom nahm die Drohungen durchaus ernst, denn „es war bekannt, dass er ein Aggressionspotential hat. Es gab immer wieder Straßenschlägereien und so weiter“. Das bestätigen auch die stolzen sechs Vorstrafen, die er in Österreich bereits sammelte.
Diversionelle Erledigung trotz vollem Vorstrafenregister
Sein Leben will Christian R. nun in den Griff bekommen haben: „Das war eine blöde Geschichte. Ich übernehme die Verantwortung“, zeigt er sich vor Richterin Nicole Baczak reumütig. Mittlerweile studiere er an der Akademie der bildenden Künste, sei damit im Jänner sogar fertig. Sonst verbringe er Zeit mit seiner Frau und seinem Kind. Von Alkohol und Drogen - die er als Ursache für diese Ausbrüche sieht - lässt er seit Jahren die Finger.
Trotz seiner zahlreichen Vorstrafen schlägt die Richterin eine Diversion mit Bewährungshilfe vor. Die angeklagten Taten würden schließlich ein Jahrzehnt zurückliegen. Anwalt Mirsad Musliu - er vertritt Martin Ho - erhebt dagegen keine Einwände. Anders die Staatsanwältin, die sich Bedenkzeit nehmen möchte.
Während der Künstler in Wien ohne Verurteilung davongekommen ist, drohen ihm in den USA aber weiterhin bis zu 20 Jahre Haft ...
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