Um den Schutz der Großen Hufeisennase im Schloss Eggenberg ist ein Konflikt entbrannt. Betroffen sind auch umliegende Grundbesitzer.
Nur noch fünf Fledermaus-Junge wurden heuer im Schloss Eggenberg gezählt. „Damit steht die letzte Population Österreichs vor dem Aus“, warnt Zoologin Friederike Spitzenberger.
Das Grazer Wahrzeichen wurde wegen des seltenen Tieres 2015 mitsamt Parkanlage zum Europaschutzgebiet erklärt. Seither ist viel Fördergeld in Schutzmaßnahmen geflossen, jedoch ohne Erfolg (wir berichteten). Kritiker monieren, die Schlossverwaltung fühle sich in ihrer Autonomie gestört.
Falsch eingesetzte Beheizung
Beheizte Wärmeglocken hätten eine derart dramatische Dezimierung verhindern können, so die Expertenmeinung. Eingebaut hat man diese ja auch, nur leider nie auf die richtige Temperatur gebracht, so der Vorwurf. Laut Schlossverwaltung und Land hätte der Brandschutz im Weg gestanden, weshalb man jetzt an „alternativen Heizanlagen ohne Elektrik“ arbeiten würde.
Rechtliche Vorgaben auf nationaler und EU-Ebene zum Schutz der Fledermaus müssen ohne Wenn und Aber erfüllt werden. Die Zeit drängt.
Wolfgang Rehm, Umweltorganisation Virus
Umweltschützer übt Kritik
„Wenn man sich vor Elektrizität fürchtet, muss man die Stromversorgung im ganzen Schloss kappen – und daran wird ja wohl niemand ernsthaft denken“, übt nun auch Wolfgang Rehm von der Umweltorganisation Virus Kritik. „Für die bestehende Heizung gibt es sowohl Denkmal- als auch Brandschutz-Gutachten, man könnte diese einfach optimieren – also wieso weiter kostbare Zeit verstreichen lassen?“. Die Landesregierung wäre „gefordert, die Schlossherren zur Ordnung zu rufen“, sagt Rehm.
Neue Hürden für Bauherren
Beobachter verweisen auf einen weiteren Interessenskonflikt: Seit der Unterschutzstellung ist es für Bauherren schwieriger geworden, ihre Projekte durchzubringen. Gutachten müssen eingeholt werden, die besagen, dass eine Störung der Fledermaus ausgeschlossen werden kann. Bei einem Wohnbauprojekt in der Baiernstraße musste sogar eine aufwändige Naturverträglichkeitsprüfung (NVP) gemacht werden. „Das hat das Vorhaben ordentlich verzögert“, weiß Günther Schiffrer vom Umweltreferat der Stadt Graz.
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