10.000 Mitarbeiter der Wiener Kindergärten und Horte gingen für bessere Arbeitsbedingungen auf die Straße.
„Es geht um die Zukunft unserer gesamten Gesellschaft. Wir wollen Kinder bilden und nicht managen.“ Fabien Damböck (25), Elementarpädagoge in Wien- Ottakring, sagt der „Krone“, warum er am Dienstag auf die Straße gegangen ist. Er war einer von 10.000 Mitarbeitern der Wiener Kindergärten und Horte, die bessere Rahmenbedingungen, mehr Personal und höhere Gehälter fordern. Die Ankündigung von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), in den kommenden Jahren 4,5 Milliarden Euro bereitzustellen, reicht der Gewerkschaft nicht.
Gewerkschaft fordert eine Zusatz-Milliarde jährlich
Sie warnt davor, dass sich der schon jetzt akute Personalmangel weiter verschärfen werde. Alleine in der Bundeshauptstadt fehlen 1200 Pädagogen. Die Personalvertreter verlangen mindestens eine Milliarde Euro jährlich an Investitionen in die Elementarpädagogik, um die Versäumnisse der letzten Jahre aufzuholen.
Gefordert wird auch ein einheitliches Bundesrahmengesetz für ganz Österreich. Die Ärztekammer, die aus ähnlichen Motiven wie die Kindergärtner protestieren will, erklärte sich solidarisch. Würde man hier ordentlich investieren, „dann bräuchten wir deutlich weniger Kinderpsychiater“, sagt der Obmann der Kurie angestellte Ärzte, Stefan Ferenci, der selber Kinderpsychiater ist.
„Die Elementarpädagogen haben völlig recht“, bekräftigt auch Buchautor Andreas Salcher im Gespräch mit der „Krone“. Die Elementarpädagogen seien im Vergleich zu den Lehrern sehr schlecht bezahlt. Das Problem sei, dass sie nicht Teil des Bildungssystems sind und Länder und Gemeinden für die Kindergärten zuständig sind.
Dadurch hätten sie auch keine starke Gewerkschaft hinter sich, so Salcher. Es sei dringend notwendig, dass das Betreuungsverhältnis von derzeit 20 bis 25 Kindern pro Gruppe nach skandinavischem Vorbild radikal auf 6 bis 8 gekürzt werde. Der Kanzler müsste das Thema zu seiner persönlichen Sache machen. Es wäre besser gewesen, die Regierung hätte sich der Sache am Beginn der Legislaturperiode angenommen und nicht erst am Ende, kritisiert Salcher.
Kindergärtner verdienen nur rund 1500 Euro
Das Momentum Institut hat die Gehälter in den Kindergärten unter die Lupe genommen. Frauen in der Kinderbetreuung bekommen im Schnitt einen Nettolohn von 1464 Euro und liegen damit nur 72 Euro über der Armutsgefährdungsschwelle. In Tirol, Oberösterreich und Salzburg wird die Arbeit sogar unter der Armutsgefährdungsschwelle abgegolten. Am meisten Gehalt erhalten Frauen in der Kinderbetreuung in Wien, dort bekommen sie im Schnitt 1661 Euro.
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