Junger Meister

Mit dem Cello von Bregenz in die große Musikwelt

Kultur
25.10.2023 15:39

Kian Soltani ist 31 Jahre alt, spiel seit seinem vierten Lebensjahr Cello. Vor kurzem trat er als Uni-Professor in Wien an und ist auf dem besten Weg zur absoluten Weltspitze.

„Sind sie nicht Kian Soltani?“ fragt eine Dame höflich bewundernd, als sich der Cellist zum „Krone“ Gespräch in einem Schanigarten setzen möchte. Wien ist wohl immer noch ein bisschen Musikhauptstadt. Am Abend davor hat Kian Soltani mit den Symphonikern im Musikverein Schumanns Cellokonzert aufgeführt, ist längst als Solist gefragt und spielt Kammermusik mit Größen wie Renaud Capuçon, Lahav Shani oder Daniel Barenboim. Wien wird in Zukunft ein wichtiger Platz für Kian Soltani sein. Denn seit Oktober hat der 31-Jährige eine Professur an der Universität für Musik und Darstellende Kunst.

Kian Soltani spielt mit den Wiener Symphonikern im Musikverein (Bild: Julia Wesely)
Kian Soltani spielt mit den Wiener Symphonikern im Musikverein

Die Eltern lernten sich in Wien kennen
Vier Cellisten, zwischen 17 und 21 unterrichtet er. Genau die richtige Zahl, um sich ihnen zwischen seinen internationalen Auftritten widmen zu können. Fast jede Woche ist er einmal in der Stadt, um ihnen beizubringen, wie sie zukünftig selbst, ohne Lehrer, arbeiten können. So hat er es auch von Ivan Monighetti, einem Schüler des großen Mstislav Rostropowitsch, gelernt. Das war in Basel. Somit näher zu Bregenz, wo Soltani als Sohn persischer Eltern 1992 geboren wurde.
Die Eltern haben sich als Musikstudenten in Wien kennengelernt. Dank eines Stipendiums. Das war noch zu Zeiten des Shah. Dann kam die Revolution, die Eltern kehrten heim, merkten aber schnell, dass das Land keine Zukunft bot, und kehrten nach Österreich zurück. In Vorarlberg fanden sie beide einen Job.

Der Vater ist Fagottist, die Mutter, sie starb als Kian Soltani elf war, spielte Harfe. Sie hat täglich geübt, von acht Uhr bis Mitternacht, nachdem die Kinder im Bett waren. Noch immer erinnert sich Kian Soltani: „Es war Harfenklang und dann einschlafen.“

Kian Soltani spielt ein Cello von Stradivari (Bild: © Daniel Ammann)
Kian Soltani spielt ein Cello von Stradivari

Fürs Cello entschied er sich, weil sein größerer Cousin es auch spielte. Mit vier begann er zu lernen, mit zwölf wurde er schon an der Musik-Akademie in Basel aufgenommen. Doch war nicht immer nur die Klassik angesagt. Zu Hause wurde traditionelle persische Musik gespielt - und manchmal gibt er mit seinem Vater und Freunden selbst Konzerte mit persischer Musik. Aber er mag ebenso Pop, Rock, Heavy Metal, Hip-Hop und besonders Jazz.
Das Cello braucht neue Konzerte
In Vorarlberg hatte er auch Jazzunterricht am Klavier, und sein „guter Kumpel“ ist Jazz-Schlagzeuger in Wien, mit dem er ab und zu auch spielt. Aber „auf Amateurlevel“. Damit die Klassik mit ihren wenigen großen Cellokonzerten nicht fad wird, kümmert er sich intensiv um neue Stücke für sein Instrument. Derzeit ein neues Konzert pro Jahr. Für 2024 ist etwa die Uraufführung einer Komposition eines Vorarlbergers mit den Wiener Symphonikern geplant.

Kian Soltani (Bild: © Daniel Ammann)
Kian Soltani

So wie seine Mutter übt auch Kian Soltani jeden Tag, mehrere Stunden. Er bezeichnet es als täglich Brot, so wie ein Sportler seine Muskeln dehnen muss. Damit er die Beziehung zu seinem Instrument behält, die bei Streichern besonders intensiv ist. Er spielt dabei auf einem Stradivari-Cello aus dem Jahr 1694, das er über eine Londoner Stiftung zur Verfügung gestellt bekommen hat.

Talent braucht Möglichkeiten
Kian Soltani ist sich des Glücks Österreicher zu sein bewusst, hat zu Musiker-Kollegen in Iran über Instagram Verbindung. Er erzählt, wie sehr sie sich die wünschen, Teil der Welt zu sein, dazugehören zu dürfen, wie sie ihren Blick nach Europa richten - und wie sehr ihnen das verweigert wird. Seine Tante versucht, mit einer Stiftung zu helfen, damit junge Musiker aus Iran in Europa studieren können. Soltani selbst gibt, wenn er die Zeit findet, sogar Unterricht über Zoom, denn „es hätte auch umgekehrt passieren können. Ich wäre dort geboren worden. Dann kann man noch so talentiert sein, wenn man die Möglichkeiten nicht hat, bringt einem Talent allein gar nichts.“

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