„Motivation aufladen“

Selenskyj fordert noch 2023 EU-Beitrittsgespräche

Ukraine-Krieg
25.10.2023 12:02

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit Nachdruck den Beginn von EU-Beitrittsverhandlungen als Motivation für sein Land im Kampf gegen die russische Aggression gefordert. „Motivation ist auch eine Waffe. Und sie muss geladen werden“, sagte Selenskyj am Dienstagabend.

„Wir erwarten diese kraftvolle Aufladung der ukrainischen Motivation: die Bereitschaft seitens der EU, die Verhandlungen mit der Ukraine zu beginnen“, erklärte er in einer in Kiew verbreiteten Videobotschaft.

Anstrengungen im Kampf gegen Korruption
Dazu brauche es eine politische Entscheidung, damit die Verhandlungen bis Ende dieses Jahres beginnen können. Auch die Bürger und die Soldaten im Krieg bräuchten diese Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft. „Schritt für Schritt bewegen wir uns auf einen historischen Meilenstein in unserem Verhältnis mit Europa zu“, sagte Selenskyj. Zuvor war er per Video zu einer Sitzung der EU-Kommission unter Leitung von Präsidentin Ursula von der Leyen zugeschaltet. Dabei hatte Selenskyj betont, dass die Ukraine trotz des Krieges eine Vielzahl an Aufgaben wie den Kampf gegen Korruption als Bedingung für den Start von Verhandlungen in Angriff genommen habe.

Selenskyj (m.) bemüht sich unermüdlich, um bei EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel die Zusage für Beitrittsverhandlungen zu erreichen. (Bild: AP/Ukrainian Presidential Press Office)
Selenskyj (m.) bemüht sich unermüdlich, um bei EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel die Zusage für Beitrittsverhandlungen zu erreichen.

„Russische Präsenz nicht von Dauer“
Es gebe bedeutende gesetzliche Neuerungen und die nötigen Schritte zum Aufbau von Institutionen. Er hoffe, dass die EU das sehe und den Startschuss für die Verhandlungen gebe, sagte Selenskyj. Er wandte sich in seiner Videoansprache auch an die Bewohner der von Russland bereits 2014 unter Bruch des Völkerrechts annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim und an die Bürger in anderen von Moskau kontrollierten Gebieten im Osten und Süden der Ukraine. „Sie alle spüren, dass die russische Präsenz in unserem Land nicht von Dauer ist. Ich weiß das“, sagte er. Die Ukraine werde ihre Gebiete samt der Menschen dort zurückerobern. „Wir werden niemanden zurücklassen. Wir nutzen alle Mittel, um sicherzustellen, dass dieser Krieg mit einer Niederlage der Besatzer endet.“

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Russlands Niederlage bedeutet Sicherheit für Europa.

Wolodymyr Selenskyj

Der ukrainische Präsident hatte am Dienstag auch in einer Videoansprache bei einer Konferenz der Krim-Plattform betont: „Russlands Niederlage bedeutet Sicherheit für Europa.“ Er sagte bei dem Treffen der Ukrainer-Unterstützer in Prag, dass die Krim auch zurückerobert werden müsse, um die Menschen dort von russischer Unterdrückung zu befreien. Fast zehn Jahre nach der Annexion der Krim würden die pro-ukrainischen Strömungen auf der Halbinsel inzwischen immer stärker, sagte Selenskyj. Die Atommacht Russland hatte immer wieder betont, die Krim mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen.

Heftig umkämpfte Industriestadt entvölkert
Russland setzte seinen Krieg indes unvermindert fort. In der schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Awdijiwka befinden sich nach Angaben aus Kiew noch immer rund 1000 Zivilisten. Darunter seien keine Kinder mehr, sagte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Dienstag im örtlichen Nachrichtenfernsehen. Sie forderte die Verbliebenen nachdrücklich dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen. Vor Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatte die inzwischen stark zerstörte Industriestadt im Gebiet Donezk noch über 30.000 Einwohner.

Russische Truppen sind in den vergangenen Tagen vor allem nördlich von Awdijiwka bis an eine Bahnlinie vorgerückt. Eine umkämpfte Abraumhalde der städtischen Kokerei scheint übereinstimmenden Berichten zufolge inzwischen unter russischer Kontrolle zu sein. Ukrainische Einheiten halten demnach noch einen Verbindungskorridor von etwa zehn Kilometern Breite. Die Nachschubwege aus dem ukrainisch kontrollierten Gebiet werden ständig beschossen.

Nahe Awdijiwka verlief bereits seit 2014 die Frontlinie zu den von Moskau unterstützten Separatisten. Die russisch kontrollierte Gebietshauptstadt Donezk liegt nur wenige Kilometer südlich von Awdijiwka.

Zivilisten durch russische Angriffe getötet
Bei russischem Beschuss hat es unterdessen wieder tote und verletzte Zivilisten gegeben. Dienstagfrüh wurde ein Mann im südlichen Gebiet Cherson durch einen russischen Luftangriff getötet. Zwei weitere Männer kamen bei Artilleriebeschuss im Gebiet Charkiw im Nordosten ums Leben, berichtet die „Ukraijnska Prawda“.

Durch herabfallende Trümmer einer abgefangenen russischen Drohne sind im westukrainischen Gebiet Chmelnyzkyj mehrere Menschen verletzt worden. Es habe eine Explosion gegeben, die neben einem Verwaltungsgebäude auch Wohnhäuser und Autos beschädigt habe. Dabei seien 16 Menschen aus umliegenden Gebäuden verletzt worden, teilte der Vizechef der Gebietsverwaltung am Mittwoch mit.

Explosion bei Kernkraftwerk
Angaben des ukrainischen Energieministeriums zufolge gab es infolge der Angriffe eine Explosion unweit des Atomkraftwerks Chmelnyzkyj. Durch die Druckwelle sollen die Fenstergläser mehrerer Verwaltungsgebäude zerstört und eine Stromleitung beschädigt worden sein. 1860 Haushalte seien ohne Strom.

Überreste einer iranischen Shahed-Drohne, wie sie Russland gegen die Ukraine einsetzt (Archivbild). (Bild: AFP)
Überreste einer iranischen Shahed-Drohne, wie sie Russland gegen die Ukraine einsetzt (Archivbild).

Kamikaze-Drohnen abgeschossen
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe hat Russland in der vergangenen Nacht elf Kamikaze-Drohnen gegen die Ukraine gestartet. Alle seien abgeschossen worden, teilte das Militär in Kiew mit.

Die Ukraine wehrt mit westlicher Hilfe seit gut 20 Monaten einen russischen Angriffskrieg ab. Seit dem vergangenen Herbst greift Russland dabei auch regelmäßig zivile Ziele im Hinterland mit Raketen und Drohnen an. Oft geht es um Objekte der Energie-, Wärme- und Wasserversorgung für die Bevölkerung.

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